Sa, 05.09.2009Westafrikaner staunen über Armut in Europa

Bremen/Oldenburg (epd). Mitarbeiter der evangelischen Kirchen im westafrikanischen Togo und Ghana staunen über Armut in Europa. «Wir können gar nicht nachvollziehen, dass es in den Wohlstandsgesellschaften Europas überhaupt arme Menschen gibt», sagte Pastorin Maditoma Bertille aus der togoischen Hauptstadt Lomé dem epd. Die Theologin gehört zu einer sechsköpfigen afrikanischen Gruppe, die derzeit Nordwestdeutschland besucht. Bis zum 14.
September informieren sie sich in diakonischen Einrichtungen der bremischen, der oldenburgischen und der reformierten Kirche.

   Schwerpunkte sind Hilfen für Kinder und Jugendliche, alte Menschen, Suchtkranke sowie Wohnungslose und Straffällige.
Beratungsstellen wie beispielsweise die der Ambulanten Drogenhilfe der Diakonie in Bremen gebe es in ihrem Heimatland Togo gar nicht, sagte Bertille. «Unser größtes Problem ist Bildung für alle.» So könnten mit Informationen etwa im Gesundheitssektor einfache Krankheiten wie Malaria und Durchfall eingedämmt werden. Bildung sei aber auch im Kampf gegen HIV und Aids wichtig.

   Zur politischen Situation in Togo sagte die 40-jährige Theologin, die Menschen sehnten sich nach Frieden. «Die Regierung macht fast nichts für das Volk. Die Menschen brauchen einfach Frieden, damit sie arbeiten können, um ihr Überleben zu sichern.» Im Oktober 2007 entschied die Partei von Präsident Faure Gnassingbé nach unruhigen Jahren mit Toten die damaligen Parlamentswahlen in der ehemals deutschen Kolonie für sich. «Viele Menschen haben Angst, weil es so viel Gewalt gegeben hat», ergänzte Bertille. Im nächsten Jahr sind in Togo Präsidentschaftswahlen geplant.

   Die Informationsreise hat die Norddeutsche Mission mit Sitz in Bremen organisiert. Das Werk pflegt partnerschaftliche Beziehungen zu den evangelischen Kirchen in Ghana und Togo. In Westafrika unterstützt es Bildungsprojekte und Gesundheitsstationen. «In Deutschland gibt es ein großes Hilfesystem - wir stehen damit noch ganz am Anfang», sagte der togoische Gefängnisseelsorger Koffi Ammedoji. So würden beispielsweise die Älteren nicht in Heimen, sondern in den Familien gepflegt.

   In den nächsten Tagen informieren sich die Westafrikaner unter anderem über die Jugendarbeit in Hude, die Diakonie in Leer und das Ökumenische Zentrum Oldenburg. «Dieser fachspezifische Austausch ist eine neue Form der Partnerschaft», bilanzierte der Generalsekretär der Norddeutschen Mission, Hannes Menke. Vor zwei Jahren reisten bereits Mitarbeitende der Diakonie aus Oldenburg und Leer nach Westafrika, um die Arbeit ihrer Kollegen dort kennenzulernen.


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