Mo, 06.06.2011Vareler Friedhof ist eine „Arche des Artenschutzes“

Pilotprojekt „Lebendiger Friedhof“ erfolgreich abgeschlossen

Der evangelische Friedhof in der Kirchengemeinde Varel war in den vergangenen zwei Jahren Standort des Modellprojektes „Lebendiger Friedhof“. Es wurde gemeinsam vom Naturschutzbund im Oldenburger Land (NABU) und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg in Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde Varel getragen. Leitgedanken des Projektes waren, den kirchlichen Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung mit dem Naturschutz zu verbinden.

Vor dem „Insektenhotel“ präsentieren sich die Trägerinnen und Träger des Gemeinschaftsprojektes „Lebendiger Friedhof“ (v.l.): die Vorsitzende des Vareler Friedhofausschusses Heidrun Bleß, Friedhofsgärtner Enno Juilfs, Kirchenverwaltungsoberrat Wolfgang Wehner, Pfarrer Tom O. Brok, der Geschäftsführer NABU Oldenburger Land Rüdiger Wohlers und NABU-Projektleiterin Birgit Röttering.

Ein Mustergrab ist auf dem Vareler Friedhof mit einheimischen Pflanzen wie Buchsbaum, Frauenmantel, Akelei, Christrosen oder Veilchen angelegt.

Dank des Einsatzes von vielen – vor allem jungen – Menschen hätten zahlreiche Kleinprojekte auf dem Vareler Friedhof umgesetzt werden können, lobte der Geschäftsstellenführer des NABU Oldenburger Land, Rüdiger Wohlers. Schülerinnen und Schüler der Realschule Arngasterstraße hatten 56 Nistkästen gebaut, die von der Jugendfeuerwehr aufgehängt wurden und nun weiter gepflegt werden. Konfirmandinnen und Konfirmanden pflanzten einheimische Sträucher an die Begrenzungen von Grünflächen und legten eine Trockenmauer an. Diese bietet – mit einheimischen Stauden bepflanzt – zahlreichen Insekten, Reptilien, Amphibien und Kleinsäugern Unterschlupfmöglichkeiten. Eine Insektenwand wurde im Rahmen eines Familienseminars der Evangelischen Familienbildungsstätte errichtet. Dieses „Insektenhotel“ sei für Wildbienen ein festes Quartier geworden, berichtet die NABU-Projektleiterin Birgit Röttering. „Und auf einem Grab müssen nicht immer Stiefmütterchen wachsen“, sagte Heidrun Bleß, Vorsitzende des Friedhofsausschusses in Varel. Als Anregung hat die Kirchengemeinde zusätzlich ein Mustergrab mit einheimischen Pflanzen wie Buchsbaum, Frauenmantel, Christrosen und Veilchen angelegt.

Die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt belege, wie erfolgreich das Modell „Lebendiger Friedhof“ in Varel verlaufen ist, bilanzierte Rüdiger Wohlers. So biete der Friedhof beispielsweise für über zwanzig Waldohreulen einen idealen Lebensraum. Die Eulen fänden ausreichend Nahrung und der Großbaumbestand biete genügend Raum in Gruppen, den sogenannten Schlafgesellschaften, zu ruhen. Unterschiedliche Populationen von Zwergfledermäusen, Breitflügelfledermäusen und Großen Abendseglern belegten zudem, wie intakt die Natur in dieser „Arche des Artenschutzes“ sei, so Wohlers.

Der 150 Jahre alte Friedhof von Varel sei aufgrund seiner Größe von neun Hektar sowie des alten und interessanten Baumbestandes in besonderer Weise für das Modellprojekt geeignet gewesen, erläuterte Gemeindepfarrer Tom Oliver Brok. „Für die Stadt Varel ist er so etwas wie eine Oase der Ruhe, eine Art botanischer Garten im Kleinen.“ Viele Besucherinnen und Besucher empfänden ihn als „schön“ und er habe eine positive Wirkung für den Trauerprozess. Deshalb sei es wichtig, den Friedhof auch als Kulturlandschaft zu fördern. Außerdem schaffe dieses Projekt Anschauungsmaterial für Besucher und Gruppen wie zum Beispiel Schulklassen.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg habe im Jahr 2010 ein Rahmenkonzept zur Bewahrung der Schöpfung und zum Klimaschutz erstellt, berichtete Kirchenverwaltungsoberrat Wolfgang Wehner. Hierzu gehörten auch die Naturschutzbelange, wie sie sich in diesem Projekt widerspiegeln. Die Ergebnisse sollen für die Friedhofsträger im Oldenburger Land Vorbildcharakter haben, kündigte Wehner an. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg ist Trägerin von über 130 Kirch- und Friedhöfen. Gleichzeitig verabredeten die Projektpartner, ihre Ergebnisse auf dem nächsten Deutschen Evangelischen Kirchentag 2013 in Hamburg mit einem eigenen Stand auf dem „Markt der Möglichkeiten“ einem breiten Publikum vorzustellen.

Das Interesse sei bereits vorhanden, so die einhellige Erfahrung der Projektpartner. Denn schon jetzt hätten sich zahlreiche Kirchengemeinden an den NABU gewandt, um ebenfalls Empfehlungen für eine naturnahe Gestaltung ihrer Friedhöfe zu erhalten, berichtete Projektleiterin Birgit Röttering.

Das Gemeinschaftsprojekt „Lebendiger Friedhof“ wurde mit 35.000 Euro aus Erlösen des „Bingo-Lotto“ der Niedersächsischen Lottostiftung gefördert.


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