Fr, 08.02.2013Toleranz ist weder Duldung noch Gleichgültigkeit

Bischof Jan Janssen eröffnet mit einem Vortrag die Veranstaltungsreihe zum Themenjahr „Reformation und Toleranz“

Bischof Jan Janssen während seines Vortrages in der St.-Johannes-Kirche in Wiefelstede. Foto: Fritz Pinne

„Toleranz ist zuwenig, wenn sie bloß Duldung, und zuviel, wenn sie nur Gleichgültigkeit meint“, sagte Bischof Jan Janssen am Donnerstagabend, 7. Februar, in der St.-Johannes-Kirche in Wiefelstede in seinem Vortrag zum Thema „Ertragt einander - Toleranzbereiche in der Bibel“, mit der er eine Veranstaltungsreihe zum Themenjahr „Reformation und Toleranz“ eröffnete.

So werde im Aufenthaltsrecht die „vorübergehende Aussetzung der Abschiebung“ als Duldung bezeichnet: „Gerade in diesem Verantwortungsbereich hält unsere so tolerante Gesellschaft Grenzen hoch und Mauern dicht, die weit entfernt sind von dem, was eine christliche, von Menschenwürde geprägte Ethik leiten und leisten sollte.“ Diese Art der Duldung habe mit Toleranz nichts zu tun.

Gleichzeitig sei Toleranz zu viel, wenn sie Gleichgültigkeit meine, so Janssen weiter, „wie es viel zu lange in den Kirchen im Umgang mit der Sexualität und deren Missbrauch der Fall war. Dass wir hier eine Linie der Null-Toleranz fahren, halte ich nicht nur für angemessen, sondern für geboten und notwendig – um der Menschen willen, um unseres Glaubens willen, um Gottes willen.“

In seinem Vortrag entfaltete Bischof Janssen eine biblische Spurensuche, die von Gottes Toleranz in der Vielfalt der Schöpfung und gegenüber seinem Volk bis zur Toleranz der Menschen im Miteinander der ersten Christengemeinden reichte. „Das Absolute, das Alleinherrschende, das Urteilende ist Gottes Sache allein, gerade nicht unsere – weder in der Hand eines Menschen noch eines Volkes noch einer Institution. So kann gerade aus dem Monotheismus keine Monokultur begründet oder gefordert werden, sondern eine Haltung der Toleranz gegenüber der kreativen Vielfalt des Schöpfers und Versöhners.“

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat 2013 zum Themenjahr „Reformation und Toleranz“  erklärt, das auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 vorbereiten soll. In der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg sind zu diesem Thema noch acht weitere Veranstaltungen geplant. Dazu werden unter anderen der UN-Sonderbeauftragte für Sport, Willi Lemke, und der Rechtsextremismus-Experte Cornelius Peltz-Förster erwartet. Es geht dabei unter anderem um Toleranz im Zusammenhang mit anderen Religionen, Sport und Rechtsextremismus.  


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