Mo, 04.04.2011Drahtesel und Chorgesang

Fünf Tage lang haben Stipendiatinnen und Stipendiaten aus neun Ländern das Oldenburger Land kennengelernt   Eine Traube von Fahrradfahrern setzt sich in Bewegung, angeführt von Pastor Ralph Hennings. Selbst in Oldenburg ist ein solcher Auftrieb von Drahteseln ein ungewohnter Anblick. Einige Räder sind doppelt belegt. Kichernd klettern die jungen Frauen auf die Gepäckträger ihrer Vordermänner. „Einige Studentinnen können gar nicht Fahrrad fahren“, erklärt Carolin Rölle, die beim Diakonischen Werk für das Stipendienprogramm verant-wortlich ist. Das Oldenburger Verkehrsmittel Nummer 1 ist in den Ländern, aus denen einige der Gäste kommen, einfach keine Alternative.

Aufbruch zur Erkundung Oldenburgs
per Fahrrad. Foto: Annedore Beelte

Pastor Hennings erklärt die Geschichte
des Oldenburger Pferdemarktes.
Foto: Annedore Beelte

Aniela-Flavia Siladi, Doktorandin aus
Rumänien. Foto: Annedore Beelte

Ella Kazantseva aus St. Petersburg,
Russland. Foto: Annedore Beelte

Nastassia Stseba aus Weißrussland.
Foto: Annedore Beelte

Manish Rohit Ecka, Kirchenmusiker
aus Indien. Foto: Annedore Beelte

Von Mittwoch letzter Woche bis heute, 4. April, waren 31 Stipendiatinnen und Stipendiaten des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) und des Diakonischen Werkes Gäste der oldenburgischen Kirche. Sie alle studieren oder promovieren in Deutschland. Zum Stipendium gehört eine Exkursion in eine der deutschen LWB-Mitgliedskirchen, um die kirchlichen Strukturen und das Gemeindeleben vor Ort kennenzulernen. Die 18 jungen Frauen und 13 Männer kommen aus verschiedenen Stipendienprogrammen, erklärt Carolin Rölle: Eines richtet sich an Studierende evangelischer Theologie, ein anderes an orthodoxe Theologen. Das Programm für Nicht-Theologen wird in Kooperation mit dem Auswärtigen Amt durchgeführt. So haben sich viele Exkursionsteilnehmer erst in Oldenburg kennengelernt. „Zuerst haben sich die Leute, die die gleiche Sprache sprechen, zusammengefunden“, erzählt Carolin Rölle schmunzelnd. „Inzwischen ist es soweit, dass sie sich beim Essen gegenseitig Worte aus ihren Muttersprachen beibringen.“ Von Aniela-Flavia Siladi, Doktorandin aus Rumänien, kommt das größte Kompliment für die Gastgeber: „Zum ersten Mal bin ich begeistert von Deutschland“, sagt sie. Sie kennt natürlich die Klischees über dröge Norddeutsche, aber bestätigen kann sie sie nicht. „So viele Witze, so viel Lachen“, schwärmt die orthodoxen Theologin, die mit ihrem Mann zurzeit in Erlangen lebt. Besonders aufmerksam fand sie es, dass die Gastgeber aus der Gemeinde der Christuskirche an die orthodoxe Fastenzeit gedacht haben. Bis Ostern essen orthodoxe Christinnen und Christen keine tierischen Produkte – in der Gemeinde mussten sie trotzdem nicht hungern. Im Sonntagsgottesdienst bedankte sich Pfarrer Christian Rave, Leiter des Stipendienreferats des DNK/LWB und des Diakonischen Werkes, für die freundschaftliche Aufnahme. „Wir durften die Gemeinderäume nutzen, als seien es unsere eigenen“, lobte er die Gastgeber. Eine Gruppe von Studierenden bedankte sich zudem musikalisch: Unter der Leitung von Pfarrerin Ulrike Fendler studierten sie am Sonntagmorgen spontan zwei Lieder ein und trugen sie im Gottesdienst vor. Besonders gefiel Ella Kazantseva aus St. Petersburg, dass in den Gottesdiensten auf Deutsch gesungen wird. Anders als in orthodoxen Gottesdiensten, die auf Kirchenslawisch gefeiert würden, seien auf Deutsch gesungene Lieder für die Menschen unmittelbar verständlich. Nastassia Stseba aus Weißrussland ist in den evangelischen Kirchen als erstes aufgefallen, wie schlicht die Räume und die Gottesdienste sind. „In unseren Gottesdiensten werden alle Sinne angesprochen“, erklärt die 26-Jährige, die in Kiel Multimedia Productions studiert, den Gegensatz. Für Manish Rohit Ecka, einen evangelischen Kirchenmusiker aus Indien, boten die oldenburgischen Kirchen weniger Überraschendes. „Evangelische Kirchen in Indien sehen genauso aus“, sagt er. „Nur gibt es bei uns keine alten Kirchen.“ Der 30-Jährige kehrt in wenigen Monaten in seine Heimat zurück. Aus Deutschland wird er die Notenschrift mitbringen. „Wir lernen Orgelspielen nur nach dem Gehör“, erklärt er. Aber mit Hilfe der Notenschrift kann er seinen deutschen Kollegen auch indische Kompositionen zugänglich machen. In den fünf Tagen in Oldenburg haben die jungen Männer und Frauen aus neun Ländern ein umfangreiches Besuchsprogramm absolviert. Pfarrerin Brigitte Gläser, die Leiterin der Akademie der oldenburgischen Kirche, hat es gemeinsam mit den Teamern zusammengestellt. Die Nordsee hat es den meisten der Gäste angetan. Nastassia Stseba hat besonders die Widerständigkeit der Friesen, wenn es um den Küstenschutz geht, Respekt eingeflößt. Dass 1996 mehr als 16.000 Menschen auf dem Cäciliengrodendeich für die Deichverstärkung demonstrierten, hat sie beeindruckt. Ein Beitrag von Annedore Beelte. Hier finden Sie weitere Informationen zum Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes (DNK/LWB) sowie zum Lutherischen Weltbund.

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