Do, 02.06.2011Auch mit Kinderliedern kann man beten

Oldenburger Bischof Jan Jansen ist auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag dabei

„Suchen Sie sich eine liturgische Form dafür!“ Zu Gottesdiensten und Andachten zur Erinnerung an dunkle Flecken im kollektiven Gedächtnis einer Stadt hat der Oldenburger Bischof Jan Janssen ermutigt. Bei einer Podiumsdiskussion zur Qualität von Gottesdiensten, die im Rahmen des 33. Deutschen Evangelischen Kirchentags auf dem Dresdener Altmarkt stattfand, erinnerte der Theologe an das Wilhelmshavener Projekt „Passionspunkte“, bei dem eine kleine Gruppe von Christinnen und Christen Passionsandachten an „wunden Punkten“ ihrer Stadt feiert: Im Kriegsbunker, in einer Ausnüchterungszelle oder auf einem Kaufhausdach, wo sich im Zweiten Weltkrieg ein Luftabwehrgeschütz befand.

Doch die mehreren hundert Menschen, die während der Diskussion auf dem Straßenpflaster der Dresdener Innenstadt saßen, standen oder in der Sonne lagen, wurden vom ehemaligen Kirchentagspastor Janssen auch zu praktischen Experimenten herangezogen: Zur Melodie des bekannten Kinderliedes „Ein Männlein steht im Walde“ ließ der Bischof die Kirchentagsbesucher singen: „Gott segne und behüte nun dich und mich, Gott lache dir sehr freundlich in dein Gesicht...“ -  denn, so Janssen, „manchmal braucht ein Gottesdienst noch weniger“. Eine einfache, vertraute Melodie, etwa die eines Kinderliedes, und ein paar leichte, aus tiefstem Herzen kommende Worte könnten dazu beitragen, dass auch wenig sangesfreudige Menschen plötzlich zu singen und beten beginnen.

Daneben würdigte Janssen den vom Kirchentag ausgegangenen Impuls der „Feierabendmahle“: Früher hätten Gemeinden ihr Abendmahl nur einmal im Jahr gefeiert, oft in schwarzer Sonntagskleidung. Durch die Innovation vom Kirchentag habe sich die Abendmahlsspiritualität in den Kirchengemeinden deutlich ausgebreitet. Den Besucherinnen und Besuchern des Dresdener Christentreffens riet er, auf dem Kirchentag erlebte neue Gottesdienstformen im Einzelnen auszuprobieren, und in den Gemeinden „zu behalten, was sich davon bewährt hat.“ Gut sei es auch, so Janssen, wenn es zwischen Gemeinde und Pfarrer „vom biblischen Leitmotiv der Güte, also Sorgfalt und Barmherzigkeit“ immer wieder einmal bestimmte Gespräche etwa über den Gemeindegesang im Gottesdienst oder die Predigten gäbe. Musik sei der Botenstoff des Evangeliums und öffne die Herzen, betonte Pfarrer Martin Evang von der Arbeitsstelle für Gottesdienst in Wuppertal. „Wenn der Gottesdienst gelungen ist, lässt sich das in den Gesichtern der Besucher ablesen“, so der Experte. Der Kantor für Popularmusik der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Peter Hamburger, sprach sich für eine stärkere berufliche Qualifizierung von Kirchenmusikern in Sachen moderner Kirchenmusik aus. „Jazz und Gospel ist in vielen Gemeinden eigentlich da“, sagte Hamburger. Es gebe vielerorts Gospelchöre oder Gemeindebands. Im Studium würden sich angehende Kirchenmusiker aber oft nur mit alter Musik beschäftigen. Auch der Dresdener Musikprofessor und Wiedererbauer der Frauenkirche, Ludwig Güttler, plädierte für „verantwortete Aktivität“ zur Verbesserung der Kirchenmusik in einer Gemeinde. So sollten Kantoren etwa gezielt auf potentielle Musiker zugehen, und sie zum Mitmachen animieren. Singen sei das Fundament in allen Dingen. Weiterhin sollten Pastorinnen und Pastoren im Gottesdienst musikalisch mit gutem Vorbild voranzugehen, so Güttler.

Ein Beitrag von Benjamin Lassiwe.


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