Fr, 30.08.2013Zwei Drittel der niedersächsischen Krankenhäuser in Existenznot

epd-Gespräch: Jörg Nielsen   Hannover/Oldenburg (epd). Rund zwei Drittel aller Kliniken im Land sind nach Ansicht der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft in ihrer Existenz bedroht. Mehr als die Hälfte der 194 Kliniken hätten das vergangene Jahr mit einem Verlust abgeschlossen, sagte der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft, Helge Engelke, am Freitag in Hannover im Gespräch mit dem epd. Weitere 27 Prozent hätten ihren Etat nur knapp ausgleichen können: «Wer keine Überschüsse erwirtschaften kann, ist nicht zukunftsfähig.» Der Trend setze sich fort.

Insgesamt fehlten den Kliniken rund 100 Millionen Euro. Die von den Kassen refinanzierten Personal- und Sachkosten seien seit Jahren gedeckelt und entsprächen schon lange nicht mehr den tatsächlichen Kosten. «Die Mitarbeiter bekommen regelmäßige Gehaltserhöhungen und auch die Sachkosten steigen.» Alle Häuser zusammen hätten einen Jahresumsatz von knapp 5,5 Milliarden Euro.

Jedes Jahr steigen Engelke zufolge die Ausgaben für Personal, Energie und Klinikbedarf um rund vier Prozent, von denen jedoch nur 2,5 Prozent von den Kassen übernommen werden. «Die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben klafft immer weiter auseinander.»

Die Überschüsse gingen seit Jahren kontinuierlich zurück. Laut den Statistiken der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft haben im Jahr 2010 noch mehr als die Hälfte der Häuser einen positiven Abschluss erwirtschaftet. Dieser Anteil sei stetig gesunken. Nach den Meldungen zum ersten Quartal dieses Jahres schreibt nicht einmal jede vierte Klinik (24 Prozent) im Land noch schwarze Zahlen.

Engelke forderte eine Änderung des Basisfallwertes. Er bildet die Grundlage für das, was die Kassen an die Krankenhäuser pro Patient und Behandlung zahlen. Dieser Wert sei in Niedersachsen deutlich niedriger sei als in anderen Bundesländern. Die tatsächlichen Kostensteigerungen müssten endlich von den Kassen voll finanziert werden. Dazu müssten die Bundesgesetze angepasst werden. Engelke appellierte außerdem an das Land Niedersachsen, die Investitionsgelder für die Kliniken, etwa für Baumaßnahmen, anzupassen. Auch sie seien zu niedrig angesetzt.


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