Fr, 30.07.2010Wenn die Sommerferien nicht enden wollen

Bremen (epd). Für Kinder können die Sommerferien gar nicht lang genug sein. Berufstätigen Eltern dagegen bereitet die schulfreie Zeit in der Jahresmitte nicht selten Kopfzerbrechen. Wie können sie ihre Kinder gut unterbringen, wenn die Urlaubstage nicht reichen? Und auch Oma und Opa nicht immer Zeit haben? Dem Problem stellen sich mehr und mehr Firmen. Oft kooperieren sie mit Initiativen, die Ferienaktionen organisieren. Unter ihnen ist der Bremer Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) mit seinem sommerlichen «Day Camp».

Wenn Lena-Marie morgens von ihren Eltern auf das Gelände des alten Campingplatzes am Bremer Uni-See gebracht wird, kann sie es gar nicht erwarten, bis es losgeht. «Tschüss, bis später», ruft die Siebenjährige noch schnell ihrer Mutter Swantje Faltien zu und stürzt sich dann ins Sommerparadies. «Wir sind beide berufstätig und müssen die Ferien irgendwie überbrücken - der Klassiker», sagt die 38-jährige Faltien und ergänzt: «Ich bin froh, dass es hier das Camp gibt.»

Mit Baden, Basteln, Lagerfeuer, Spielen und Ausflügen gestaltet das Team um Leiterin Sabine Kaempfer in den Sommerferien über fünf Wochen ein naturnahes Erlebnisprogramm. Das Camp ist jeweils montags bis freitags in der Zeit von 7 bis 19 geöffnet und bietet damit berufstätigen Eltern flexible Betreuungszeiten. Plätze können wochenweise gebucht werden.

Die Idee hat die CVJM-Aktivistin Kaempfer aus den USA nach Deutschland gebracht: «Dort gibt es schon seit 50 Jahren Day Camps, weil die Kinder zehn Wochen Sommerferien haben, die Eltern im Durchschnitt aber jährlich nur 21 Urlaubstage.» Die Auswahl in den Staaten und in Kanada ist gigantisch: Auf der zentralen Internetseite www.summer-daycamps.com werden derzeit fast 9.000 Aktionen für Kinder berufstätiger Mütter und Väter angeboten.

Das Bremer Sommercamp läuft seit 2007 jährlich mit steigenden Teilnehmerzahlen. «Wir sind mit unserem Angebot in eine Lücke gestoßen», bekräftigt Erzieherin Kaempfer. 40 Prozent des Kontingents haben sich Firmen wie der Stahlkocher ArcelorMittal und der Energieversorger SWB für Mitarbeiterkinder reserviert. Mit dem Angebot wollen sie angesichts des heraufziehenden Fachkräftemangels auf dem Arbeitsmarkt Beschäftigte halten, die Beruf und Familie unter einen Hut bringen müssen. Ein Platz kostet 97 Euro pro Woche. Eltern, die sich das nicht leisten können, werden von einem Sponsor unterstützt.

Lange waren Länder wie die USA oder auch Frankreich meilenweit voraus, was derartige Betreuungsprogramme anging. Jetzt boomt die Idee auch hier. Den entscheidenden Schub nach vorne leisten seit einigen Jahren lokale Bündnisse für Familien, von denen es laut Bundesfamilienministerium in Deutschland etwa 620 gibt.

Oft arbeiten sie wie in Bremen als Agentur, bringen Nachfrage und Angebot zusammen. Große und kleine Unternehmen beteiligen sich, um Ferienaktionen auf die Beine zu stellen. Einige Beispiele: Der Autobauer Daimler öffnet bis Mitte August in Wörth am Rhein seine Kinderstadt «Astropolis». Die Barmenia-Versicherungen bieten in Zusammenarbeit mit der Natur- und Umweltstation in Wuppertal Ferienkurse für Mitarbeiterkinder. BASF organisiert für Beschäftigte in Ludwigshafen und Münster nationale und internationale Angebote.

Swantje Faltien arbeitet bei der Sparkasse in Bremen, die beim CVJM ebenfalls Camp-Plätze gebucht hat. Ihre Tochter holt sie regelmäßig gegen 16 Uhr wieder ab. «Warum bist Du schon da?», begrüßt Lena-Marie etwas unwirsch ihre Mutter. Die strahlt: «Ich finde nichts besser, als Kinder abzuholen, die dreckig, aber glücklich sind.» Zu Hause wird geduscht, gegessen - und dann geht s müde und abgekämpft ins Bett. Morgen kommt das nächste Day Camp.

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