Fr, 06.04.2012Weißer Ring: Lenas Familie braucht Ruhe und Klarheit

Opferschutz wird nach Ansicht von Experten nicht ernst genug genommen

Von Jörg Nielsen (epd) Nach der Ermordung der elfjährigen Lena in Emden kommen täglich neue Ungereimtheiten im Vorfeld des Verbrechens an die Öffentlichkeit. Immer wieder stellt sich die Frage, ob das Mädchen noch leben könnte. Für die Familie ein Horror.

Emden/Mainz (epd). Eine Woche nach der Beerdigung der elfjährigen Lena in Emden kommt ihre Familie nicht zur Ruhe. Ihre Wohnung wird von Medien und Neugierigen belagert. Täglich werden neue Fakten bekannt, die in der Vergangenheit gar nicht oder falsch berücksichtigt wurden. «Jedes Faktum für sich führt immer wieder zu der Frage, ob das Mädchen heute noch leben könnte, wenn dieses oder jenes anders gelaufen wäre», sagt der Sprecher des Opferschutzvereins «Weißer Ring», Helmut Rüster: «Die Familie erlebt eine schlimme Zeit und braucht jetzt dringend Ruhe.»

Der Weiße Ring mit Sitz in Mainz betreut derzeit Lenas Familie an einem unbekannten Ort und hat ihr einen Anwalt zur Seite gestellt. «Eltern suchen in einer solch schwierigen Situation nach einer Erklärung», erläutert Rüster. «Warum traf der Täter ausgerechnet auf mein Kind?» Sie bräuchten Transparenz und müssten genau wissen, was passiert ist und wie die Tat ablief. «Darauf haben die Angehörigen einen Anspruch. Der Staat hat hier eine Bringschuld.»

Rüster kritisiert, dass in Deutschland der Opferschutz noch lange nicht den nötigen Stellenwert habe: «Die Polizei kümmert sich um den Täter und muss ihn ermitteln. Doch die Opfer stehen völlig alleine da.» Obwohl es mittlerweile einen gesetzlichen Opferschutz gebe, sehe die Praxis anders aus.

Darum stünden die Mitarbeiter des Weißen Rings den Opfern rund um die Uhr zur Seite. Sie schotteten die Familie von der Öffentlichkeit ab. Außerdem finanziere der Verein einen Anwalt, damit die Opfer in einem Gerichtsverfahren wenigstens als Nebenkläger auftreten könnten.

Hilfreich für Lenas Familie dürfte die große Welle der Solidarität in der Bevölkerung sein, sagt Rüster. Auch das von einem ehemaligen Polizisten eingerichtete Spendenkonto «Für Lena» bei der Oldenburgischen Landesbank könne die Familie sehr unterstützen

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