Do, 26.02.2015Weil würdigt «Niedersachsen-Konkordat» mit katholischer Kirche

Festakt zum 50-jährigen Bestehen des Staatskirchenvertrages

Hannover (epd). Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hat am Donnerstag das vor 50 Jahren mit der katholischen Kirche geschlossene «Niedersachsen-Konkordat» gewürdigt. «Das Land und die Kirche haben ein gutes und vertrauensvolles Verhältnis entwickelt», sagte er bei einem Festakt in Hannover. Der Staatskirchenvertrag habe ein stabiles Fundament für die Zusammenarbeit und die Zuständigkeiten des Landes und der katholischen Kirche geschaffen.

Weil erinnerte daran, dass es vor der Unterzeichnung des Konkordats harte Auseinandersetzungen zwischen der damaligen Landesregierung und der katholischen Kirche gegeben habe. Die Landesregierung hatte gesetzlich die Gemeinschaftsschule in Niedersachsen zur Regelschule erklärt. Die bis dahin verbreiteten Bekenntnisschulen, also nach Konfessionen getrennte Einrichtungen für Katholiken und Protestanten, waren nur noch in Ausnahmefällen möglich.

Unter anderem beschwerten sich Bischöfe in Hirtenbriefen, viele Katholiken verfassten Protestschreiben. Auf dem Höhepunkt der Proteste gingen Zehntausende gegen die Schulpolitik auf die Straße. Daran war sogar eine Regierungskoalition zerbrochen. Heute sei ein gutes Miteinander selbstverständlich, unterstrich Weil: «Für uns als Landesregierung sind die Kirchen und Glaubensgemeinschaften ein außerordentlich geschätzter Partner.»

Das Konkordat regelt das Verhältnis des Landes zu den katholischen Bistümern. Es wurde am 26. Februar 1965 vom damaligen Ministerpräsidenten Georg Diederichs (SPD) und dem Apostolischen Nuntius des Vatikan in Deutschland unterzeichnet. In den 20 Artikeln geht es unter anderem um den Schutz der Sonn- und Feiertage, den Religionsunterricht an den Schulen, die Arbeit von Seelsorgern in Krankenhäusern und Strafanstalten sowie den Einsatz der Kirche im sozialen Bereich. Dazu gehören die Kinderbetreuung, die Erwachsenenbildung, Krankenhäuser und Altenpflege. Vorbild war der zehn Jahre zuvor geschlossene «Loccumer Vertrag» zwischen dem Land und den evangelischen Landeskirchen.

In ihrer Festrede hob die deutsche Botschafterin beim Vatikan, Annette Schavan, den Wert des Religionsunterrichtes an den Schulen hervor. «Dialogfähigkeit setzt voraus, in der eigenen Religion heimisch zu sein und religiöse Bildung zu erfahren», sagte sie laut Manuskript. Dies ermögliche Reflexion und verhindere, eigene Überzeugungen absolut zu setzen. Die frühere Bundesbildungsministerin begrüßte die Einführung des islamischen Religionsunterrichtes. Dieser sei ein wichtiger Beitrag zur Integration: «Religiöse Bildung darf nicht jenen überlassen werden, die Religion für kulturelle Abgrenzung instrumentalisieren.»

Unter den rund 7,7 Millionen Einwohnern in Niedersachsen sind rund 1,4 Millionen katholische Christen. Sie leben in den Bistümern Hildesheim und Osnabrück sowie dem Offizialatsbezirk Oldenburg des Bistums Münster.


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