Do, 24.05.2012Verkauf von Kirchen soll Ökumene stärken - Siebte evangelische Kirche im Raum Hannover vor Entwidmung

Hannover (epd). Mit einem bisher einmaligen Verkaufsmodell von Kirchengebäuden wollen Protestanten und Katholiken in Hannover eine neue Form ökumenischer Zusammenarbeit erproben. Dabei will die 2006 vereinigte evangelische Gemeinde Ledeburg-Stöcken ihre beiden angestammten Kirchen verkaufen und dafür die katholische Christophoruskirche im Stadtteil erwerben. Die katholischen Christen behalten dort aber ein Nutzungsrecht. «Das ist eine Chance für beide Seiten vor Ort», betonte die evangelische Regionalbischöfin Ingrid Spieckermann am Mittwoch.

Mit diesem Modell beschreiten sowohl die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers als auch das katholische Bistum Hildesheim neue Wege, sagte Spieckermann, Landessuperintendentin des Sprengels Hannover. Als ersten Schritt wird sie am Pfingstsonntag die 1962 errichtete evangelische Corvinuskirche entwidmen.

In einem Abendmahlsgottesdienst um 10 Uhr werden dabei in einer symbolischen Prozession kirchliche Geräte wie Taufschale oder das Abendmahlsgeschirr aus der Kirche hinausgetragen und in die zwei Kilometer entfernte Bodelschwinghkirche gebracht. Dort finden die Gruppen und Kreise der 4.700 Mitglieder zählenden Gemeinde für ein Jahr ein Domizil. «Zwei Zentren wären für die Gemeinde schlicht zu groß», erläuterte Spieckermann. Es ist die siebte Kirche, die innerhalb weniger Jahre in der Region Hannover aufgegeben wird.

Voraussichtlich an Pfingsten 2013 will die Gemeinde dann auch die Bodelschwinghkirche entwidmen und zugleich die neue, dann evangelische Christophoruskirche einweihen. Das Bistum Hildesheim habe der evangelischen Kirche schriftlich zugesichert, dieses Kirchengebäude zu verkaufen, sagte die Landessuperintendentin.
Hintergrund sind zurückgehende Mitgliederzahlen und Finanzen bei beiden großen Kirchen.

Die beiden Teile der fusionierten Gemeinde Ledeburg-Stöcken seien unterschiedlich geprägt, sagte Spieckermann weiter. «Jeder Teil hängt an seinem Zentrum und kann sich die andere Kirche nicht als neues Zentrum vorstellen.» Als Ausweg biete sich der Kauf der katholischen Kirche an. Die angestammte Kirche aufzugeben, sei für alle drei beteiligten Gemeinden ein sehr schmerzlicher Schritt. «Da gehen immer wieder die Gefühle hoch.»

Sorgen bereitet der evangelischen Seite dabei ein Konflikt mit dem Denkmalschutz. Die Erben des verstorbenen Architekten Roderich Schröder erwirkten im November, dass die im Klinkerstil gebaute Corvinuskirche zum Baudenkmal erklärt wurde. Sie reagierten damit auf die Pläne der Gemeinde, die Kirche zu verkaufen.

Dagegen klagt die Gemeinde inzwischen vor dem Verwaltungsgericht Hannover, berichtete Stadtsuperintendent Hans-Martin Heinemann. Sie habe auch vorsorglich eine Abrissgenehmigung für das Kirchengebäude beantragt, um den Verkauf des Ensembles mit angeschlossenem Gemeindehaus zu erleichtern. Eine Organisation aus dem kirchlichen Umfeld habe bereits Interesse signalisiert, den Gebäudekomplex zu erwerben.

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