Fr, 02.03.2012Ver.di will Kirchen «Friedensangebot» unterbreiten - Diakonie weist Vorstoß zurück

Hannover (epd). Im Tarifstreit um die etwa 30.000 Beschäftigten der Diakonie in Niedersachsen will die Gewerkschaft ver.di den evangelischen Kirchen ein «Friedensangebot» unterbreiten. Die Kirchen sollten sich verpflichten, in ihrer Diakonie nur noch Arbeitsverträge auf der Grundlage von Tarifverträgen abzuschließen, die mit ver.di ausgehandelt seien, forderten ver.di-Vertreter am Donnerstag in Hannover. Darin werde auch ein Streikrecht festgeschrieben, das es bisher in Kirche und Diakonie nicht gibt. «Der Spielball liegt bei der Konföderationssynode», sagte Mitarbeitervertreter Manfred Freyermuth.

Der hannoversche Diakonie-Direktor Christoph Künkel lehnte den Vorschlag der Gewerkschaft ab. «Was hier als Friedensangebot ausgegeben wird, ist de facto eine Kampfansage», sagte er dem epd. Er sprach von «publizistischer Schaumschlägerei». Unstrittig sei, dass weiter über höhere Vergütungen verhandelt werden müsse. Eine Gewerkschaft sei aber nicht befugt, Anträge an eine Synode zu stellen. Diese müssten aus der Mitte des Kirchenparlaments selbst kommen. Er bezweifle auch, dass ver.di wirklich im Namen der Mitarbeiter spreche, sagte Künkel.

Bei der Synode der Konföderation evangelischer Kirchen in Niedersachsen am 10. März in Hannover wollen Diakonie-Beschäftigte für ihre Forderung demonstrieren. Ver.di rechne mit mindestens 1.000 Teilnehmern, sagte Fachsekretärin Annette Klausing. Kirche und Diakonie lehnen Tarifverträge bisher ab und halten am Sonderweg des kirchlichen Arbeitsrechtes fest, das kein Streikrecht kennt. Nach diesem Weg werden die Entgelte in paritätisch besetzten Kommissionen ausgehandelt.

Der Konflikt zwischen ver.di und der Diakonie hatte sich in den vergangenen Monaten stark zugespitzt. «Unsere Mitarbeiter sehen nicht mehr ein, dass ihnen Rechte vorenthalten werden», sagte Freyermuth. «Wir stellen zunehmend fest, dass sich Wut aufgestaut hat.» Die Mitarbeitervertreter hatten vor rund einem Jahr die Arbeitsrechtliche Kommission verlassen, um gegen den kirchlichen Sonderweg zu protestieren.

In Niedersachsen sind nach Schätzungen von ver.di rund fünf bis 15 Prozent der Beschäftigten in der Diakonie Mitglieder der Dienstleistungsgewerkschaft. Laut ver.di nutzt die Diakonie den «Dritten Weg», um Löhne zu drücken. Die diakonischen Arbeitgeber verweisen hingegen darauf, dass der kirchliche Verhandlungsweg bessere Ergebnisse bringe als Tarifverträge. Ver.di-Fachleiter Joachim Lüddecke kündigte an, dass die Gewerkschaft in ihrem Kampf nicht nachlassen werde: «Wir werden das fortsetzen, bis wir einen Tarifvertrag erreicht haben.»

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