Di, 23.06.2009Unterricht mit Geschichten vom lieben Gott - Evangelische Grundschule in Salzgitter hat Anmeldungen bis 2014

Salzgitter (epd). «Das wird mein Meldemännchen», Chris, ein blonder Erstklässler, zeigt ein längliches Holzstück mit einem ovalen Kopf, das er gerade in seiner Lieblingsfarbe blau anpinselt. «Damit melden wir uns, damit wir nicht immer in den Unterricht rein rufen.» Es ist kurz vor drei Uhr, die letzte Stunde an der Heinrich-Albertz-Schule in Salzgitter ist fast zu Ende, aber Chris, seine Tischnachbarin Cora und die anderen Jungen und Mädchen sind im großen, hellen Klassenraum noch konzentriert beim Malen.

Die Heinrich-Albertz-Schule ist eine evangelische Grundschule in freier Trägerschaft. Wie die elf Jungen und drei Mädchen, die sie zurzeit besuchen, hat sie in wenigen Tagen ihr erstes Schuljahr hinter sich. Schulleiter Gerd Meiborg, Trägervereinsvorsitzender und treibende Kraft in Sachen Privatschule, ist mit diesem ersten Jahr vollauf zufrieden: «Die Kinder wollen unbedingt in den Unterricht gehen, und die Schule kommt bei den Eltern sehr gut an.»

Für das nächste Schuljahr sind bereits alle Plätze an der neuen Schule verlost worden, Anmeldungen gibt es bis 2014 und allein für 2010 hat Meiborg die Namen von 22 Mädchen und Jungen vorliegen.
«Viele Eltern haben Angst, dass ihr Kind im normalen Schulbetrieb untergeht. Andere befürchten, dass vor allem die Jungen anecken», erklärt sich Meiborg die Anziehungskraft der Schule.

Eltern, die für ihre Kinder eine evangelische Schule wählen, wollen nach Einschätzung der hannoverschen Oberlandeskirchenrätin Kerstin Gäfgen-Track vor allem eines: «Sie suchen eine Bildungseinrichtung, die klar profiliert ist und Sinn- und Orientierungsfragen vorrangig behandelt.» Bisher sind in Trägerschaft der evangelischen Kirchen in Niedersachsen vor allem berufsbildende Schulen und Förderschulen. Darüber hinaus gibt es im Bereich der hannoverschen Landeskirche vier allgemeinbildende Schulen, ein weiteres Gymnasium wird gerade in Meine (Kreis Gifhorn) gegründet.

Gäfgen-Track, Leiterin des Dezernats für religionspädagogische Fragen im Landeskirchenamt Hannover, stellt bei Eltern, Lehrern und Kommunen ein gestiegenes Interesse an konfessionellen Schulen fest.
Auch die Landeskirche Braunschweig will bis Ende des Jahres prüfen, ob es geeignete Standorte für eine Schule in ihrer Trägerschaft gibt.
«Die neue Schule könnte eine Art Gesamtschule mit individueller Förderung für alle sein, für die Schwachen und die Starken», sagt der Braunschweiger Landeskirchenrat Cornelius Hahn.

Träger der kleinen evangelischen Schule in Salzgitter werde die Landeskirche allerdings nicht, da sie nicht mehrzügig sei. Drei Jahre lang finanzieren hier zahlreiche Sponsoren den Schulbetrieb, erläutert Meiborg. Danach übernehme das Land Niedersachsen 70 bis 80 Prozent der Kosten. Weiterer Glücksfall für die Initiatoren: Die Stadt Salzgitter hat dem Verein ein leerstehendes Schulgebäude zur Verfügung gestellt, mit Schulhof, Turnhalle und Garten.

Auf den großzügigen Fluren finden sich Plakate mit Arbeitsergebnissen und Kinderzeichnungen aus dem fächerübergreifenden Unterricht. Einen Stundenplan sucht man vergeblich: Stattdessen strukturiert ein Ablaufplan den Tag in Takte wie freie Stillarbeit, fachspezifisches Arbeiten oder vernetzten Unterricht.

Die Andacht am Montagmorgen, Mahlzeiten mit Mittagsgebet und der tägliche Sitzkreis, bei dem er eine kurze Geschichte aus «5 Minuten mit dem lieben Gott» von Bischöfin Margot Käßmann vorliest, prägen laut Meiborg das evangelische Profil der Schule. Doch vor allem sei es eine Einstellung, die sich am Leitsatz der Schule «Im Anderen das Geschöpf Gottes sehen» orientiere. «Jedes Kind ist einzigartig und muss so akzeptiert werden, mit seinen Schwächen und seinen Stärken.» Bei den Kleinen kommt das anscheinend gut an: Chris, Cora und ihre Mitschüler wollen nicht nur an diesem Tag lieber noch länger in der Schule bleiben.

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