So, 08.09.2013«Unbequeme Denkmäler» in Niedersachsen öffnen ihre Türen

Hameln/Bremen (epd). Rund 550 Denkmäler haben am Sonntag in Niedersachsen und Bremen ihre Türen zum 20. Tag des offenen Denkmals geöffnet. Darunter sind auch 21 Gedenkstätten und Initiativen, die an die Zeit des Nationalsozialismus erinnern, wie die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten mitteilte. Anlass ist das Jahresthema des Denkmaltags: «Jenseits des Guten und Schönen: Unbequeme Denkmale?»

Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) eröffnete den Tag für das Land Niedersachsen in der Handelslehranstalt in Hameln. Dort wird eine Ausstellung über die «Reichserntedankfeste» der Nazis auf dem Bückeberg bei Hameln gezeigt. «Der Bückeberg ist Erinnerungsort an ein Stück deutsche Geschichte, das weder verklärt noch bei Seite gestellt werden darf», sagte die Ministerin dem Evangelischen Pressedienst in Hannover. Unbequeme Denkmäler seien notwendig, weil an ihnen der Umgang mit der Vergangenheit gemessen werden könne. Es bestehe immer die Gefahr, das ihnen die gesellschaftliche Akzeptanz fehle.

Die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, Rosemarie Wilcken, rief bei der bundesweiten Eröffnungsfeier in Saarbrücken dazu auf, den Tag als «Denk-mal-nach-Tag» zu begreifen. «Alles, was Qualität und Zeugniswert hat, soll erhalten bleiben», auch wenn es ästhetisch wenig ansprechend oder fragwürdig sei, sagte sie im Saarbrücker Schloss.

Auf dem Bückeberg versammelten sich von 1933 bis 1937 Hunderttausende Bauern aus ganz Deutschland, um Adolf Hitler zu huldigen. Die Erntefeste gelten als die drittgrößte Propagandaveranstaltung der Nazis nach den Feiern zum 1. Mai und den Reichsparteitagen. In Hameln wird ein Dokumentarfilm dazu uraufgeführt. Historiker und Denkmalschützer diskutieren derzeit darüber, ob und wie der Bückeberg als Denkmal ausgestaltet werden soll.

Als «unbequeme Denkmäler» aus der NS-Zeit waren am Sonntag unter anderem zu besichtigen: der Gestapo-Keller in Osnabrück, die Dokumentationsstätte Pulverfabrik in Liebenau bei Nienburg, das ehemalige Arbeits- und Kriegsgefangenenlager Sandbostel bei Rotenburg/Wümme und die Gedenkstätte «Alte Pathologie» in Wehnen bei Oldenburg. Weitere Stätten, deren Denkmalwert heute umstritten ist, sind Grenzanlagen aus der DDR, frühere Gefängnisse und Anstalten, aber auch Büro- oder Kaufhäuser aus der herben Nachkriegsmoderne.

Für das Bundesland Bremen eröffnete Kultusstaatsminister Bernd Neumann (CDU) den Denkmaltag im ehemaligen U-Boot-Bunker «Valentin». Die monströse Bunkerwerft wurde zwischen 1943 und 1945 unter dem Einsatz von Zwangsarbeitern als eines der größten Rüstungsprojekte der NS-Zeit errichtet. Sie ist seit 2011 als «Denkort» gestaltet und kann mit Führungen besichtigt werden. Im Land Bremen konnten etwa 50 Denkmäler besucht werden.

Neumann warnte zugleich vor Kürzungen beim Denkmalschutz. Vorausgegangen war die Ankündigung des Landes Nordrhein-Westfalen, zukünftig in diesem Bereich die Haushaltsmittel zu streichen. Die Ankündigung sei ein Schlag ins Gesicht vieler privater Eigentümer, die sich größtenteils aufopferungsvoll für den Erhalt von Gebäuden einsetzten. Auch in Berlin und Rheinland-Pfalz werde über Kürzungen diskutiert. «Ich fordere diese Länder auf, ihre Pläne nicht zu realisieren.»

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