Fr, 22.07.2011UN-Hilfswerke trotzen neuen Drohungen in Somalia

    Nairobi/Genf/Hannover (epd). Die Vereinten Nationen wollen ihre Nothilfe für Hungernde in Somalia trotz erneuter Drohungen militanter Islamisten fortsetzen. Mehrere UN-Hilfswerke erklärten am Freitag in Genf und Nairobi, die Einsatzpläne würden nicht beeinträchtigt. Derweil steigt die Zahl der Hunger-Toten. Die beiden großen Kirchen in Deutschland riefen zu Spenden auf. Die Bundesregierung erwägt, die bisher gewährte 15,5 Millionen Euro Nothilfe weiter aufzustocken.

Die Islamisten der Al-Schabaab-Bewegung, die große Teile Somalias kontrollieren, hatten am Donnerstagabend in der somalischen Hauptstadt Mogadischu die Hungersnot als Propagandalüge bezeichnet. Ein Sprecher nahm zuvor gemachte Zusagen, allen Hilfsorganisationen freien Zugang zu gewähren, zurück.

Der für Ostafrika zuständige UNICEF-Regionaldirektor Elhadj As Sy erklärte dazu am Freitag in Nairobi, derzeit gebe es keinerlei Hinweise darauf, dass die neue Erklärung der Al Schabaab die Arbeit beeinflussen werde. «Wir werden aber natürlich wachsam beobachten, dass unsere Hilfe die Bedürftigen erreicht und unsere Mitarbeiter sicher sind.»

Ähnlich äußerte sich das Welternährungsprogramm in Genf. Al Schabaab sei keine einheitliche Organisation. Widersprüchliche Aussagen zum Zugang für Hilfsorganisationen habe es bereits früher gegeben, sagte ein Sprecher. Die UN-Organisation plant den Aufbau einer Luftbrücke nach Mogadischu, um 2,2 Millionen Menschen im Süden Somalias zu versorgen. Dort ist die Not am schlimmsten. Islamisten hatten ausländische Hilfsorganisationen von dort vertrieben. In anderen Teilen Somalias versorgt die UN-Organisation bereits 1,5 Millionen Menschen mit Lebensmitteln.

Vor Hunger und Krieg flüchten weiter Tausende Somalier über die Grenze. Oft sind sie völlig erschöpft und ausgezehrt. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR starben allein am Dienstag im äthiopischen Lager Dollo Ado, in dem 11.000 Flüchtlinge leben, 15 Menschen. Auch in Dadaab im Norden Kenias, wo sich rund 400.000 Flüchtlinge aufhalten, sterben mehr Menschen, vor allem Kinder.

Seit Anfang des Jahres wurden in Kenia 100.000 somalische Flüchtlinge registriert, in Äthiopien 78.000. Auch in der somalischen Hauptstadt Mogadischu treffen täglich mindestens 1.000 Hilfe-Suchende ein, die aus den besonders schlimm betroffenen Dürreregionen kommen.
In einem eindringlichen Appell baten die evangelische und die katholische Kirche die Bundesbürger um Solidarität mit den Bedürftigen. «Bitte nehmen Sie sich ihre Not zu Herzen: Schließen Sie die Menschen in Ostafrika in Ihr Gebet ein und unterstützen Sie die Hungernden mit Ihrer Spende», erklärten der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch.

In ganz Ostafrika sind mehr als elf Millionen Menschen von Hunger bedroht. Die Bundesregierung steht nach den Worten von Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) in engem Kontakt mit dem Welternährungsprogramm und prüft eine Erhöhung der deutschen Mittel. Nach Kritik von SPD und Grünen forderten auch die beiden Unions-Abgeordneten Sibylle Pfeiffer und Helmut Heiderich eine rasche Aufstockung.

Die Vereinten Nationen schätzen den Hilfe-Bedarf für die Hungernden in Ostafrika auf 1,6 Milliarden US-Dollar (1,1 Milliarden Euro). Davon hat die internationale Gemeinschaft erst etwa die Hälfte bereitgestellt. Neben Somalia sind auch Äthiopien, Kenia und der Sudan von der schwersten Dürre in der Region seit 60 Jahren betroffen. Das deutsche Hilfswerk Diakonie Katastrophenhilfe nimmt Spenden mit dem Stichwort «Hungersnot Ostafrika» entgegen: Konto 502 707, Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70 oder online: <link typo3 www.diakonie-katastrophenhilfe.de>www.diakonie-katastrophenhilfe.de

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