Sa, 14.06.2014Umweltminister Wenzel fordert schnellen Ausstieg aus der Kernkraft

Hannover/Grohnde (epd). Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel hat einen «möglichst schnellen, vollständigen und endgültigen Ausstieg aus der Atomkraftnutzung» gefordert. Er stellte sich damit hinter die Forderungen von mehreren Hundert Menschen, die am Sonnabend in Hannover friedlich für eine endgültige Stilllegung des Kernkraftwerks Grohnde demonstriert hatten. Nach einem Totalschaden eines Generators ist das Atomkraftwerk derzeit abgeschaltet. Bei den Reparaturarbeiten wurden Wenzel zufolge weitere Schäden an Drosselkörpern entdeckt, die den Kühlwasserstrom an den radioaktiven Brennelementen regeln.

Die niedersächsische Atomaufsicht habe ihre Aufsicht verstärkt, um sicherzustellen, dass die Betreiber ihren Verpflichtungen tatsächlich nachkommen, betonte Wenzel. Derzeit würden Berichte des Betreibers, des Labors, des Gutachters und der Bericht eines weiteren extern Sachverständigen über die Befunde im nuklearen Teil des Reaktors ausgewertet. Ein Zwischenbericht zu den Arbeiten sei auf den Internetseiten des Umweltministeriums einzusehen.

Der Energiekonzern E.on als Betreiber des Kraftwerks hatte die Schäden als nicht sicherheitsrelevant eingestuft und möchte das AKW Ende Juni wieder anfahren. Das Kraftwerk gehört zu 83,3 Prozent dem Energieunternehmen und zu 16,7 Prozent den Stadtwerken Bielefeld.

Am Montag (16. Juni) ist Wenzel zufolge der Betreiber zu einem weiteren Gespräch ins Ministerium geladen, um zu klären, welche Maßnahmen erforderlich sind. Schon jetzt sei deutlich, dass auch bei anderen Atomkraftwerken der Zustand der Drosselkörper geprüft werden müsse.

Stefan Körner vom Regionsverband Hannover der Grünen, sagte, das Kraftwerk in Grohnde sei seit seiner Inbetriebnahme vor fast 30 Jahren ein «Störfallspitzenreiter» unter den deutschen Anlagen. Nach Angaben von Umweltschützern gab es insgesamt mehr als 230 Pannen. Die Demonstration in Hannover sei lediglich der Beginn einer großen Protestwelle, sollte der Reaktor wieder ans Netz gehen, ergänzte der Sprecher der «Regionalkonferenz AKW Grohnde abschalten», Peter Dickel. Zu dem von 20 Traktoren angeführten Protestzug durch die Landeshauptstadt kamen laut der Veranstalter rund 600 Demonstranten. Die Polizei schätzte die Zahl der Teilnehmer auf etwa 300.

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.