Mo, 19.12.2011Umstrittenes Altenheim Wichernstift schließt die Tore

Ganderkesee/Kr. Oldenburg (epd). Aus und vorbei: Nach dem langen Streit um das wegen seiner Geschäftspolitik umstrittene Altenheim Wichernstift in Ganderkesee bei Bremen schließt der Insolvenzverwalter Berend Böhme nun die Tore. «Mit bleibt nichts anderes übrig, ich habe auch keinen Plan B in der Tasche», sagte der Bremer Rechtsanwalt am Montag dem epd. Eine Einigung zwischen dem Betriebsrat und dem Erwerber der Nachfolgegesellschaft sei nicht zustande gekommen. 60 der einst 130 Bewohner mussten das Heim bereits verlassen. Insgesamt verlieren 90 Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze.

Spätestens zum 31. Dezember werde das Insolvenzverfahren eröffnet, erläuterte Böhme. Allerdings müsse bis zum Jahresende kein weiterer der noch 70 Bewohner ausziehen. Im neuen Jahr müsse er jedoch zeitnah das Heim abwickeln: «Ich habe keine Hoffnung mehr auf eine andere Lösung.»

Der Verein Wichernstift wollte in dem Heim eine neue und kleinere Facheinrichtung für Demenzkranke eröffnen. Der Vereinsvorstand und Geschäftsführer Jörg Emken wollte für die neue Einrichtung allerdings nur einen Teil des alten Personals übernehmen und keinesfalls die Mitglieder des Betriebsrates. Nur wenn die Betriebsräte freiwillig kündigten, sei er bereit, die Nachfolgegesellschaft zu eröffnen, sagte er. Außerdem verlangte er deutliche niedrigere Einkommen für die Beschäftigten.

Der Betriebsrat sei nach Aussage ihre Anwaltes Bernhard Baumann-Czichon unter bestimmten Bedingungen bereit gewesen, den Forderungen zu folgen. Allerdings habe Emken einen ordnungsgemäßen Sozialplan abgelehnt und weitere Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen verlangt. Deshalb habe der Betriebsrat seine Zustimmung verweigert.

Mehrere Mitbewerber hatten dem Insolvenzverwalter zufolge angeboten, das Altenheim samt Bewohnern und Personal zu übernehmen.
Doch dies lehnte der Verein Wichernstift als Eigentümer der Gebäude ab. Nur die von Emken geführte Demenzeinrichtung komme als 100-prozentige Tochterfirma des Vereins für eine Nachfolge infrage, hieß es.

Emken sagte, er sei über das Scheitern der Verhandlungen «fassungslos». Er machte dafür allein den Betriebsrat verantwortlich. Für die Nachfolgebetrieb seien fast alle Vorbereitungen abgeschlossen. Emken war schon früher mit den Betriebsrat in Konflikt geraten. Mehrfach wurde der Geschäftsführer dafür vor dem Arbeitsgericht zur Ordnung gerufen. Anfang Dezember hatte das Diakonische Werk dem Verein die Mitgliedschaft entzogen.

Baumann-Czichon sagte, er gehe davon aus, dass die Mitarbeiter in Kürze neue Arbeitsplätze in der Region finden werden. Im Landkreis könnten rund 200 Arbeitsplätze für Altenpflegepersonal nicht besetzt werden. Der fachliche Ruf des Altenheims und seiner Mitarbeiter sei ausgesprochen gut.

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