Di, 19.07.2011Tourismusexperte: Urlauber sind offen für kirchliche Angebote

Spiekeroog/Hannover (epd). Urlauber an der Nordseeküste sind einer Studie der Fachhochschule Hannover zufolge sehr an kirchlichen Angeboten interessiert. Der Diakoniewissenschaftler Ralf Hoburg untersuchte mit seinen Studenten das Interesse der Urlauber an Veranstaltungen der evangelischen Kirche auf der Nordseeinsel Spiekeroog. Etwa 70 Prozent der Inselgäste gaben an, dass sie der Kirche nahe stünden. «Rund 30 Prozent sagen, sie suchen die Atmosphäre stiller Orte wie die Inselkirche», erläuterte Hoburg im epd-Gespräch.

Insgesamt gibt es in Deutschland eine «religiöse Grundstimmung», betonte Hoburg: «Rund die Hälfte aller Touristen besuchen in ihrem Urlaub eine Kirche.» Allerdings überwiege das Interesse an der Architektur und der Kulturgeschichte. «Wer zu Hause in den Gottesdienst geht, macht das auch im Urlaub. Wer der Kirche eher fern steht, besichtigt zwar die Kirchen, bleibt aber dem Gottesdienst fern.»

Einen Seelsorger suchten nur sieben Prozent der befragten Urlauber auf. «Aber man muss bedenken, dass dies ein aktiver Schritt ist, der Überwindung kostet», sagte Hoburg. «Das heißt aber auch: Sieben Prozent haben große seelische Nöte und vertrauen darauf, dass ihnen ein Pastor oder eine Pastorin helfen kann.» Ein Pastor einer Stadtgemeinde werde kaum mit so vielen Gemeindemitgliedern tiefgehende seelsorgerliche Gespräche führen.

Die Inselgäste verlangten nach Angeboten wie Bildung, Workshops, Lesungen oder Gespräche. Besonders mit der Musik könne die Kirche punkten. Wer die Veranstaltungen besuche, bewertete sie in der Regel mit der Note «gut». Allerdings sind die kirchlichen Angebote der Studie zufolge nicht bekannt genug.

Das Marketing müsse deutlich verbessert werden, betonte Hoburg. Gäste, die der Kirche nahe stünden, suchten gezielt nach Projekten. Doch alle anderen müssten erst auf die Aktivitäten aufmerksam gemacht werden. Gerade beim Internetauftritt bestehe vielerorts Handlungsbedarf. Außerdem könnte die Kirche während der rund einstündigen Überfahrt zur Insel für ihre Arbeit werben. «Da haben die Leute eine Stunde Zeit und die Muße, sich beispielsweise einen Flyer durchzulesen.»

Hoburgs Resümee bleibt dennoch positiv: «Die kirchlichen Angebote sind ein Teil der Urlauberangebote. Sie sind zwar nicht notwendig, die Ferien gelingen auch ohne sie, aber sie machen den Urlaub einfach schöner.»


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