Sa, 27.04.2013Theologin Hoyer: Ländliche Seelsorge braucht individuelle Konzepte

epd-Gespräch: Björn Schlüter
 
Braunschweig (epd). Seelsorgerliche Angebote auf dem Land müssen nach Ansicht der katholischen Theologin Birgit Hoyer stärker individuell zugeschnitten werden. «Zentralistische Konzepte funktionieren allenfalls noch in Großstädten», sagte die Wissenschaftlerin der Universität Erlangen-Nürnberg im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). «Was in einem Ort gut funktioniert, kann fünf Kilometer weiter schon völlig fehl am Platz sein.»
 
Zum Thema «Seelsorge auf dem Land» veranstaltet das Theologische Zentrum in Braunschweig seit Freitag eine Tagung. Bis Samstag wollen Mitarbeiter der evangelischen Landeskirchen Braunschweig und Hannover Konzepte entwickeln, wie Kirchen auf die Veränderungen in ländlichen Gebieten reagieren können.
 
Effekte des demografischen Wandels führten ländliche Kommunen zu Veränderungsdruck oder gar existenzielle Krisen, sagte Hoyer: «Gerade die Kirchen stehen dann vor dem Problem, wie sie ihrem Auftrag weiterhin gerecht werden können.» Sie könnten oder wollten sich nicht aus der Fläche zurückziehen. Hoyer ist Leiterin des Zentrums für Lehrerbildung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Autorin des Buches «Seelsorge auf dem Land».
 
Die Pädagogin und Theologin empfahl, Menschen als Experten für ihre Region an neuen Konzepten zu beteiligen. Auch sollte die Seelsorge auf mehr Schultern verteilt werden, betonte Hoyer. «Wir brauchen Mischformen zwischen Hauptamt und Ehrenamt, die prinzipiell jedem ermöglichen, seelsorgerlich tätig zu werden.» Entscheidend für das Gelingen von seelsorgerlichen Angeboten in ländlichen Regionen sei, dass sie stets wandelbar blieben. «Eine der größten Aufgaben für kirchliche Anbieter ist es, zu verstehen, dass in unserer Zeit nichts mehr von langer Dauer ist», sagte Hoyer.


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