Mi, 06.01.2010Theologe Körtner fordert von EKD mehr Eindeutigkeit in Friedensethik

Hannover/Wien (epd). Der Wiener Sozialethiker Ulrich H.J. Körtner hat von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) im Zusammenhang mit der Afghanistan-Debatte mehr Eindeutigkeit in der Friedensethik gefordert. Die friedensethische Grundaussage der EKD, «in der Zielsetzung christlicher Ethik liegt nur der Friede, nicht der Krieg», sei zwar griffig aber auch unpräzise, heißt es in einem Beitrag des evangelischen Theologieprofessor für das Internetportal «evangelisch.de».    Dies liege auch an der Mehrdeutigkeit des Friedensbegriffs, betonte Körtner: «Freilich hat auch der Begriff des Krieges seine klaren Konturen verloren.» Die «neuen Kriege» seien eine Mischung aus Krieg, Terror, Verbrechen und Menschenrechtsverletzungen. Es seien zudem oft nicht mehr Staaten, sondern Warlords, die Kriege führen. Deshalb versage das Instrumentarium des Völkerrechts, das als zwischenstaatliches Recht konzipiert ist, in vielen Fällen.    Die kirchlichen friedensethischen Stellungnahmen der vergangenen Jahre räumten ein, dass im Konfliktfall Recht auch mit Mitteln der Gewalt durchgesetzt werden muss. Faktisch bedeute dies allerdings, «dass damit die Lehre vom gerechten, genauer gesagt vom gerechtfertigten Krieg im Rahmen einer modifizierten Lehre vom gerechten Frieden wiederkehrt».    Die deutsche Afghanistan-Debatte leide an mangelnder Klarheit und Selbstkritik auf allen Seiten, auf der politischen ebenso wie der kirchlichen, so Körtner: «Möglicherweise hat eben auch die friedensethische Linie der EKD die deutsche Selbsttäuschung über den Einsatz in Afghanistan begünstigt, aus der es nun ein böses Erwachen gibt.»

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