Di, 08.06.2010Theologe aus Südafrika warnt: Begeisterung könnte Strohfeuer bleiben

Oldenburg (epd). Nur Hilfsorganisationen können nach Ansicht des in Südafrika geborenen evangelischen Theologen Ben Khumalo-Seegelken nachhaltige Brücken zwischen Europa und Afrika bauen. Die Fußball-WM allein werde Südafrika nicht automatisch ins Bewusstsein der Welt rücken, sagte der bei Oldenburg lebende Soziologe und Theologe am Dienstag im epd-Gespräch. Auch die «Berieselung» in den Medien werde das nicht schaffen. «Brot für die Welt» oder «medico international» hingegen könnten mit ihren Projekten die Menschen zusammenbringen. «Ansonsten könnte die Begeisterung ein Strohfeuer bleiben.»

Zuversichtlicher ist Khumalo-Seegelken allerdings hinsichtlich des Afrika-Bildes der Deutschen. Die zahlreichen Afrika-Festivals, die hierzulande rund um die WM organisiert worden seien, hätten bereits jetzt dazu beigetragen, dass die Menschen nicht mehr nur als arme Bittsteller wahrgenommen würden. Auch gehe es nicht nur um Folklore und Naturschönheiten. Die meisten hätten verstanden, dass die junge Generation ein «selbstbewusstes nachkoloniales Afrika gestalten will».

In Südafrika selbst profitierten die Menschen vor allem durch die verbesserte Infrastruktur. Ein gut funktionierender, erschwinglicher öffentlicher Personennahverkehr etwa komme auch den Bewohnern der Townships zugute, berichtete der Theologe, der jedes Jahr drei Monate in seiner Heimat verbringt. Auch die Trinkwasserversorgung werde verbessert.

Nicht zuletzt seien durch den Bau der Stadien und anderer Gebäude zahlreiche Arbeitsplätze geschaffen worden. Die Arbeiter hätten sogar gelernt, sich zu organisieren und für bessere Löhne zu streiken, sagte Khumalo-Seegelken. Die WM diktiere den Zeitplan: «So hat die Regierung endlich einiges von dem geschafft, was sie seit 16 Jahren versprochen hat. Und die Menschen lernen das ABC einer funktionierenden Demokratie.»

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