Mi, 19.06.2013Tariferhöhung in niedersächsischer Diakonie unter Dach und Fach - Rund 40.000 Beschäftigte erhalten höhere Löhne

Jahrelang hatten Diakonie und Gewerkschaften in Niedersachsen erbittert um die Gehälter gestritten. Hannovers früherer Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg zog am Mittwoch als Schlichter einen Schlussstrich: Ab Sommer gibt es mehr Geld.

Hannover (epd). Die Tariferhöhungen für rund 40.000 Beschäftigte in der niedersächsischen Diakonie sind endgültig unter Dach und Fach.
Hannovers früherer Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg (SPD) gab am Mittwoch nach rund dreijährigem Stillstand in den Entgeltverhandlungen in Hannover das Ergebnis der Schlichtung bekannt. Danach erhalten Pflegende in evangelischen Krankenhäusern und weitere Arbeitnehmer etwa in der Jugend- oder Behindertenhilfe von Juli oder August an rückwirkend zum März in drei Stufen 5,5 Prozent mehr Lohn.

Für Beschäftigte in der Altenpflege sind es 2,5 Prozent in zwei Stufen. Ärzte bekommen 6,9 Prozent mehr Gehalt. «Das gilt verbindlich und unanfechtbar», sagte Schmalstieg, der von der Kirche als Schlichter vorgeschlagen worden war. Die Schlichtung war formal notwendig geworden, weil die Diakonie und die Gewerkschaft ver.di jahrelang erbittert um die Tarife gestritten hatten. Die Vertreter der Arbeitnehmer hatten 2010 die Kommission verlassen, in der die Löhne ausgehandelt wurden. In Zukunft soll das Verfahren durch «kirchengemäße Tarifverträge» mit ver.di abgelöst werden.

Ver.di und die diakonischen Arbeitgeber hatten im Mai überraschend einen Durchbruch erzielt. Sie wollen künftig als Sozialpartner einen Flächentarif für alle rund 425.000 Beschäftigten in der Sozialbranche in Niedersachsen erreichen. Schmalstieg lobte dieses Ziel und die neue Zusammenarbeit: «Hier wird Zukunft geschrieben für Niedersachsen. Ich kann nur hoffen, dass noch viele Landesverbände dem folgen und dass es auf Bundesebene eine entsprechende Regelung gibt.»

Der Sprecher der Diakonie in Niedersachsen, Direktor Christoph Künkel, zeigte sich erfreut, dass die Beschäftigten der Diakonie nun endlich mehr Geld erhielten: «Der Stillstand durfte nicht weitergehen.» Bereits in der kommenden Woche will er Gespräche mit den anderen Wohlfahrtsverbänden über einen verbindlichen Flächentarif aufnehmen. «Wir wollen Kräfte sammeln und dafür kämpfen, dass alle Mitarbeiter in Niedersachsen vernünftige Löhne bekommen.» Derzeit werde ein «ruinöser Wettbewerb» auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen.

Georg Cravillon von ver.di sagte, Diakonie und Gewerkschaft hätten auf ihrem gemeinsamen Weg noch viele Probleme zu lösen. «Ich bin aber guter Dinge, dass das gelingen wird.» Für die diakonischen Arbeitgeber bedauerte Hans-Peter Hoppe, dass in der Altenpflege nur 2,5 Prozent mehr Geld gezahlt werden könne. Wegen der geringen Refinanzierung durch die Kassen erwirtschafteten die Altenheime allerdings bereits jetzt Defizite.

Der Präsident der Diakonie Deutschland, Johannes Stockmeier, begrüßte in Berlin die Lohnerhöhung. Die Einigung sei allerdings noch kein Tarifvertrag. Der Bundesverband der Diakonie blickt derzeit mit besonderer Aufmerksamkeit nach Niedersachsen, da die Diakonie und die Gewerkschaften hier einen neuen Weg beschreiten.

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