Fr, 02.01.2015Studie untersucht Stasi-Spionage an westdeutschen Universitäten

Bremen/Hannover (epd). Historiker aus Bremen, Münster, Kassel und Kiel wollen in einer Studie das Ausmaß und den Einfluss von Stasi-Spionen an westdeutschen Universitäten untersuchen. Das Projekt läuft nach Informationen der Uni Münster vom Freitag bis 2018. Es kam den Angaben zufolge auf Initiative des ehemaligen Bremer Uni-Rektors Professor Wilfried Müller zustande. Ihm gehe es darum aufzuarbeiten, welchen Einfluss die Staatssicherheit der DDR an Hochschulen in der Bundesrepublik gehabt habe, skizzierte Müller im Vorfeld das Ziel der Untersuchung.

Das Projekt «Spionage an der Universität. Wirken und Einfluss des Ministeriums für Staatssicherheit an westdeutschen Hochschulen (1971-1989)» wird von der Volkswagenstiftung in Hannover gefördert. Die Leitung hat Thomas Großbölting vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte/Zeitgeschichte in Münster. Es sei das erste Mal, dass die Stasi-Westarbeit an Hochschulen umfangreich erforscht werde. «Auf dem kleinen Feld der Forschungen zur Stasi-Westarbeit sind die Universitäten bisher noch gar nicht im Fokus gewesen», erläuterte Großbölting.

Experten schätzen, dass es an den westdeutschen Universitäten etwa 170 Stasi-Spitzel gab. Universitäten im Bundesgebiet seien aus unterschiedlichen Gründen für die Auslandsspionage des Ministeriums für Staatssicherheit bedeutsam gewesen, hieß es. So hätten sich die Universitäten Bremen und Kassel durch ihre Nähe zu Rüstungsbetrieben und als mögliche Ziele für Militärspionage ausgezeichnet.

An der Universität Kiel habe sich die Stasi besonders für wirtschafts- und politikberatende Fragen der dortigen Institute für Weltwirtschaft und für Sicherheitspolitik interessiert. Die Uni Münster wird in alten Berichten eines Inoffiziellen Mitarbeiters (IM) als sogenannte «Kaderschmiede des Kapitalismus» bezeichnet. Die Historiker wollen den Angaben zufolge nun anhand der Dokumente von mehr als 100 IM-Hochschulspitzeln herausfinden, welche Informationen weitergegeben wurden und welche Möglichkeiten die Stasi zur aktiven Beeinflussung von Universitäten im Westen hatte.

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