Mo, 18.03.2013Studie: Niedersachsen Schlusslicht bei Inklusion - Bremer Schulen Vorreiter

Hannover/Bremen (epd). Nach dem schlechten Abschneiden Niedersachsens in einer Bertelsmann-Studie zum gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Behinderungen hat Kultusministerin Frauke Heiligenstadt
(SPD) ein Aktionsprogramm angekündigt. Im Schuljahr 2011/2012 war Niedersachsen beim Anteil der Schüler mit Förderbedarf, die gemeinsam mit anderen Kindern den Unterricht besuchten, mit 11,1 Prozent bundesweit das Schlusslicht. «Die Studie zeigt uns noch erheblichen Nachholbedarf auf», sagte Heiligenstadt am Montag in Hannover. In Bremen übten Elternvertreter Kritik an der Praxis in den Schulen.

Der Niedersächsische Landtag hatte nach langem Ringen vor einem Jahr ein Gesetz zur Inklusion beschlossen. Eltern können ab August wählen, ob sie ihr behindertes Kind auf eine Regelschule oder eine Förderschule schicken. Die neue rot-grüne Landesregierung nahm im Februar ihre Arbeit auf. Noch werte das Kultusministerium Stellungnahmen aus dem Anhörungsverfahren aus, sagte Heiligenstadt.

Ziel sei es, mit den bildungspolitischen und kommunalen Verbänden ein Aktionsprogramm zu erarbeiten, erläuterte sie. «Die Lehrkräfte und das pädagogische Fachpersonal leisten hervorragende Arbeit, doch Schulen und Schulträger brauchen noch mehr Unterstützung bei der langfristigen Umsetzung der Inklusion.»

Das benachbarte Bremen ist dagegen laut der am Montag vorgestellten Studie Vorreiter bei der schulischen Inklusion. In keinem Bundesland gibt es so viel gemeinsamen Unterricht für Schüler mit und ohne eine Behinderungen. Im Schuljahr 2011/2012 hätten dort 55,5 Prozent der Kinder mit einem Förderbedarf eine reguläre Schule besucht. Der Inklusionsanteil liege damit mehr als doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt, wo dies auf jeden vierten Schüler zutreffe.

In jüngster Zeit wurde allerdings die Qualität der Inklusion in Bremen von Elternvertretern massiv kritisiert. Der Bereich sei unterfinanziert, hieß es. «Es fehlt personell an weitreichenden Ressourcen», sagte die Vorstandssprecherin des Bremer Zentralelternbeirates, Andrea Spude, dem epd. Qualitätsstandards seien nicht festgelegt.

Um das Ziel der Inklusion zu erreichen, sind auch nach Auffassung der Bertelsmann-Stiftung mehr speziell geschulte Lehrer nötig. «Inklusion ist richtig und wichtig, aber die Schulen brauchen Unterstützung und vor allem genügend gut ausgebildetes Personal», mahnte der Vorstand der Bertelsmann Stiftung, Jörg Dräger.

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