Fr, 17.10.2014Studie: Bezahlbarer Wohnraum wird immer knapper

Göttingen (epd). In Göttingen und vielen anderen kleineren Städten herrscht eigentlich keine Wohnungsnot - wohl aber besteht ein Mangel an Wohnungen im unteren Mietpreissegment. Zu diesem Schluss kommen die Göttinger Geografen Michael Mießner und Thorsten Fehlberg. Am Freitag stellten die Wissenschaftler ihre Studie «Mietpreissteigerungen und Wohnungsengpässe abseits der Ballungsräume» vor.

Die Mietpreise in Göttingen sind die höchsten in ganz Niedersachsen. Den Forschern zufolge liegt das aber nicht in einem Anstieg der Nachfrage nach Wohnraum begründet. Vielmehr seien Vermieter und Investoren «willens und in der Lage, Mietpreissteigerungen im unteren Mietpreissegment durchzusetzen». Dies gelinge unter anderem durch das Ausnutzen der vergleichsweise hohen Fluktuation von Studierenden. Es komme deshalb zu einer Verknappung im günstigen Mietpreissegment.

Aufgrund der anhaltenden weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise seien Investoren auf der Suche nach sicheren Anlagemöglichkeiten, hieß es. Diese fänden sie in Immobilien. «In Deutschland hat die Entwicklung zunächst die Immobilienmärkte der Metropolen und Großstädte erfasst, weil diese als besonders profitträchtige Anlagemärkte galten», sagte Mießner. Mittlerweile seien die Renditen in diesen Immobilienmärkten zum Teil jedoch gesunken, weshalb zunehmend Universitätsstädte und Regionalzentren in den Fokus der Anleger rückten.

Die Stadtpolitik habe diesen Entwicklungen in den vergangenen Jahren nichts entgegengesetzt, kritisieren Mießner und Fehlberg. Vielmehr sei der Prozess «durch eine Orientierung an betriebswirtschaftlichen Kriterien unterstützt» worden. Nicht nur die Stadt Göttingen stehe nun vor der Aufgabe, für weniger zahlungskräftige Haushalte bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen, sagte Mießner.

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