Mi, 14.11.2012Studie: Armut konzentriert sich in deutschen Großstädten - Steigende Armutsquoten in Hannover und Bremen

Düsseldorf/Hannover/Bremen (epd). Trotz der guten wirtschaftlichen Entwicklung ist die Armutsquote in Deutschland besonders in den Großstädten gewachsen. In Leipzig, Dortmund, Duisburg, Hannover, Bremen und Berlin lebt bis zu ein Viertel der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf nachweist. Die Wissenschaftler des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts der Stiftung haben Daten für die 15 größten deutschen Städte ausgewertet.

Für die norddeutschen Metropolen machen die Wissenschaftler unterschiedliche Entwicklungen aus. In Hannover und Bremen stieg die Armutsquote zuletzt an. Sie lag 2011 bei fast 23 Prozent in Hannover und bei mehr als 21 Prozent in Bremen. Dagegen sank die Zahl derjenigen leicht, die Hartz-IV-Leistungen beziehen. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des nationalen Durchschnitts verdient. Menschen mit Hartz-IV haben den Angaben zufolge oft noch weniger zur Verfügung. In Bremen waren zuletzt noch mehr als 28 Prozent der Kinder und Jugendlichen auf die Sozialleistungen angewiesen.

Die Armut steige und konzentriere sich in den Großstädten, sagte Sozialforscher Eric Seils. «Und das, obwohl die Arbeitslosigkeit insgesamt zurückgegangen ist.» Dies könne mit einer höheren Einkommensungleichheit und dem gewachsenen Niedriglohnsektor zusammenhängen. Denkbar sei, dass bei einer größer werdenden Gruppe von Beschäftigten das Einkommen gerade über der Hartz-IV-Grenze liege.

Im Durchschnitt stieg die Armutsquote in den 15 untersuchten Großstädten von 17,5 auf 19,6 Prozent zwischen 2005 und 2011. Damit sei die Armut in diesen Metropolen deutlich höher als im Rest der Republik, hieß es.

Die geringste Armutsquote weist München mit rund zwölf Prozent auf. Die ärmste Großstadt ist den Angaben zufolge Leipzig. In der Messestadt waren 2011 rund 25 Prozent der Bewohner arm. Doch auch in Dortmund und Duisburg sei die Lage «dramatisch», erklärte Seils. Beide Ruhrgebietsstädte näherten sich mit Armutsquoten von gut 24 und
23,5 Prozent dem Niveau von Leipzig.

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