Di, 19.08.2014Stiftung: Familienhebammen helfen zunehmend Müttern in Not - Krise des Hebammenberufs gefährdet Angebot

Familienhebammen stehen an der Seite überforderter Mütter, oft schon während der Schwangerschaft. Das 2001 in Niedersachsen begonnene Modell breitet sich bundesweit aus. Doch Experten befürchten einen Nachwuchsmangel in dem Beruf.

Hannover (epd). Sie unterstützen Schwangere und junge Mütter, damit Kinder einen guten Start ins Leben bekommen: Fast 300 Familienhebammen in 42 Kommunen sind nach Angaben der Stiftung «Eine Chance für Kinder» allein in Niedersachsen im Einsatz. Das Modell der frühen Hilfe zeige Erfolge und mache bundesweit Schule, sagte der Kuratoriumsvorsitzende Adolf Windorfer am Dienstag in Hannover. «Die frühe aufsuchende Intervention von Familienhebammen hilft, die oft über Generationen währende Spirale aus Vernachlässigung und Gewalt zu durchbrechen.»

Von rund 680.000 Kindern, die jährlich in Deutschland geboren werden, stünden zwischen 50.000 und 80.000 in Gefahr, emotional und körperlich vernachlässigt zu werden, sagte Windorfer. Das bedeute nicht, dass sie auch misshandelt würden. «Diese Kinder werden nicht so versorgt und aufgezogen, wie man es von Eltern erwartet.» Oft seien die Mütter selbst in einer schweren Lage. Sie seien minderjährig, alleinstehend, überfordert oder selbst krank und hätten keine Familie oder sonstige Hilfe an der Seite.

Nach der Auswertung der Stiftung in 18 niedersächsischen Kommunen hat sich die Situation von Mutter und Kind nach mehr als 75 Prozent der Betreuungen durch die Familienhebammen verbessert. Oft seien es ganz praktische Fragen, die geklärt würden, berichtete die Familienhebamme Stefanie Glaubitz aus ihrer Betreuung einer 15-Jährigen: «Stillt die Mutter, oder wie wird das Kind gefüttert? Wie und Wann kann die junge Mutter wieder zur Schule gehen?» Vor allem die emotionale Bindung zum Kind werde gefördert.

Die Familienhebammen genössen anders als oft die Jugendämter einen Vertrauensvorschuss, sagte Glaubitz. «Hebammen sind, seit Jahrhunderten in den Familien, Frauen, die gerngesehen werden.»

Die Krise des Hebammenberufes durch ausufernde Versicherungsbeiträge gefährde auch die Hilfe durch Familienhebammen, warnte Windorfer. Die Bundesregierung müsse ihre wirtschaftliche Lage auch langfristig sichern, forderte der Stiftungsgründer. Ein Nachwuchsmangel in dem Beruf sei bereits abzusehen.

In Niedersachsen bildet die Stiftung Hebammen und auch Kinderkrankenschwestern in jeweils 400 Stunden zu Familienhebammen fort. Das Land gibt Fördermittel. Windorfer warb für eine bundesweit einheitliche Qualifikation für den Beruf und Standards für Qualität und die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern.

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