Do, 16.05.2013Sozialpolitiker fordern bessere Begleitung sterbenskranker Menschen

Hospizverband warnt vor Industrialisierung von Sterben und Tod

Bremen (epd). Sozialpolitiker wie der frühere Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (73) fordern eine bessere Begleitung sterbenskranker Menschen. Überall in den Städten, Kiezen und Dörfern müsse es ambulante und stationäre Hospizdienste geben, sagte der Bundestagsabgeordnete und ehemalige SPD-Vorsitzende am Donnerstag in einem Gespräch mit dem epd am Rande der Bremer Kongressmesse «Leben und Tod». Im Herbst 2007 war der damalige Vizekanzler überraschend zurückgetreten, um seine schwer an Krebs erkrankte Frau Ankepetra zu pflegen.

Auch die Zeit für eine Sterbebegleitung müsse bezahlt werden, bekräftigte Müntefering, der auf der Messe über seine Erfahrungen mit Hospizdiensten berichtete. «Zeit ist für den Sterbenden, für die Angehörigen und die Pflegedienste von großer Bedeutung.» Am besten würde das in einer großen Pflegereform über die Pflegeversicherung geregelt. «Die Qualität einer Gesellschaft misst sich schon erheblich an der Frage, was tun wir an dieser Stelle.»

Auch die Vorsitzende des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes, Marlene Rupprecht, setzte sich zum Auftakt der zweitägigen Messe für eine bessere Begleitung sterbenskranker Menschen ein. «Die Verpflichtung, eine solche Struktur vorzuhalten, sollte für jeden Bürgermeister so selbstverständlich sein wie die Wasserversorgung», bekräftigte die SPD-Bundestagsabgeordnete. Sie warnte überdies vor einer Industrialisierung von Sterben und Tod. Für die Sterbebegleitung am Ende des Lebens sei eine Mischung aus professioneller und ehrenamtlicher Arbeit wichtig.

Wenn das Sterben ausschließlich durch Profis organisiert werde, bestehe die Gefahr, dass der Mensch zum Objekt werde, warnte Rupprecht im epd-Gespräch. 1983 wurde in Deutschland die erste Palliativstation eröffnet, 1986 das erste stationäre Hospiz. Mittlerweile gibt es nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin bundesweit knapp 200 stationäre Hospize und rund 230 Palliativstationen. Mehr als 80.000 Ehren- und Hauptamtliche engagieren sich in Initiativen und Diensten, die zum Deutschen Hospiz- und Palliativverband gehören.

Die Bremer Messe «Leben und Tod» ist nach Angaben der Organisatoren die bundesweit einzige dieser Art. Noch bis diesen Freitag informiert sie mit Vorträgen und an mehr als 100 Ständen über Themen wie Sterbebegleitung und Trauer, neue Bestattungsformen, Organspende sowie Demenz und Tod. Sie wendet sich an haupt- und ehrenamtliche Fachleute aus der Hospiz- und Altenpflege, aber auch an pflegende Angehörige, Seelsorger, Bestatter sowie Berufsgruppen aus dem Friedhofswesen und einfach Interessierte. Im vergangenen Jahr kamen rund 3.500 Besucher zur «Leben und Tod».





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