Fr, 27.04.2012Seemannsmission lehnt weiterhin bewaffnete Kräfte auf Schiffen ab - Reeder fordern private Sicherheitsteams

Bremen (epd). Die Deutsche Seemannsmission in Bremen lehnt die erneute Forderung deutscher Reeder nach dem Einsatz privater Sicherheitskräfte an Bord von Schiffen ab. Vor allem rund um Kap Horn und in Somalia müsse die Weltgemeinschaft für eine Infrastruktur sorgen, die Piratenüberfälle überflüssig mache, sagte Generalsekretärin Heike Proske am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Chef des Verbandes Deutscher Reeder in Hamburg, Ralf Nagel, hatte im Gespräch mit dem Bremer Weser-Kurier (Freitagsausgabe) privaten bewaffneten Schutz gefordert.

«Wir sind mit dem Bundesrat der Auffassung, dass Piratenbekämpfung eine hoheitliche Aufgabe ist», sagte Nagel. Doch wenn es nicht möglich sei, Soldaten oder Bundespolizisten an Bord von Schiffen einzusetzen, müssten sich die Reeder zunächst selber helfen. «Dazu brauchen wir unter deutscher Flagge die Möglichkeit, rechtlich abgesichert private Sicherheitsteams einzusetzen.» Ein erster Gesetzesentwurf existiere, müsse aber noch verändert werden. «Spätestens in der zweiten Jahreshälfte, hoffen wir, sollte endgültig Klarheit herrschen.»

Da der Einsatz privater Teams unter deutscher Hoheit derzeit nicht möglich sei, gingen Reeder notfalls unter eine andere Flagge, um diese Sicherheitskräfte engagieren zu können, ergänzte Nagel. Nach Auffassung von Proske kann ein solcher Einsatz aber nur eine «Notlösung» sein. «Wir brauchen eine politische Lösung innerhalb Somalias.»

Der Einsatz bewaffneter Teams helfe nicht allen Seeleuten, sagte die Generalsekretärin. «Auf Tankern können sie nicht eingesetzt werden wegen den Gefahren, die ein Schusswechsel auslösen würde.» Deshalb fühlten sich Crewmitglieder an Bord dieser Schiffe in der Diskussion bereits als Seeleute zweiter Klasse. «Sie sagen uns in Gesprächen: Für die einen gibt es Schutz, wir werden hängengelassen.»

Die Seemannsmission lehnt es auch ab, die Besatzungen selbst zu bewaffnen. «Seeleute sind nicht für den Kampf mit der Waffe ausgebildet», betonte Proske. Zu begrüßen seien allerdings Trainings, die die Besatzungen auch psychologisch auf mögliche Begegnungen mit Piraten vorbereiten. Manche Reeder würden solche Schulungen für ihre Besatzungen schon zur Pflicht machen.

Nach Angaben des Internationalen Schifffahrtsbüros IMB wurden in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres weltweit 102 Piratenüberfälle gemeldet. Dabei wurden elf Schiffe gekapert und entführt, 212 Besatzungsmitglieder als Geiseln genommen und vier Seeleute getötet. Das Seegebiet vor Somalia gilt immer noch als besonders gefährdete Region. Aber auch vor den Küsten Westafrikas habe die Piraterie gefährlich zugenommen, hieß es.

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