Mi, 04.09.2013Rund 1.500 Pflegekräfte demonstrieren gegen Überlastung und Bürokratie

Selten sind so viele Pflegekräfte auf die Straße gegangen. In Bremen demonstrierten Beschäftigte aus allen Pflegebereichen im Schulterschluss für bessere Arbeitsbedingungen. Sie warnen: Die Pflege ist längst selbst ein Pflegefall.

Bremen (epd). Mit einem ohrenbetäubenden Pfeifkonzert haben mehr als 1.500 Pflegekräfte am Mittwoch auf dem Bremer Marktplatz gegen Überlastung und Bürokratie in ihrem Beruf demonstriert. Zum Abschluss einer vierwöchigen Protest-Kampagne im Land Bremen unter dem Motto «Pflege am Limit» forderten sie mehr Personal, bessere Rahmenbedingungen für die Ausbildung und einen höheren Verdienst. Schon jetzt spürten die Patienten täglich, wenn professionelle Pflege im Dauerlauf erledigt werden müsse oder ganz fehle, mahnte der Präsident des Deutschen Pflegerates, Andreas Westerfellhaus.

Mit Slogans wie «professionelle Pflege ist kein Ehrenamt» und «Pflege in Not» machten Demonstranten aus allen Pflegedisziplinen auf den Fachkräftemangel in Kliniken und ambulanten Diensten aufmerksam.
In den vergangenen Jahren seien alleine in den Krankenhäusern 50.000 Stellen für Pflegekräfte gestrichen worden, warnte Westerfellhaus vor einem Notstand: «Papier wird besser gepflegt als die Menschen.» Deshalb müssten dringend wieder mehr Kolleginnen und Kollegen eingestellt werden. «Und zwar nicht morgen, sondern gestern.»

Begonnen hatten die vielfältigen Proteste im Land Bremen vor vier Wochen mit einer Menschenkette, an der sich Hunderte Pflegekräfte beteiligten. Der Bremer Pflegerat und das Bündnis «Pflege steht auf» organisierten die Demonstrationen. Wachsende bürokratische Anforderungen führten dazu, dass Pflegekräfte immer weniger Zeit für die Patienten hätten, kritisierte Initiatorin Andrea Hugo.

«Eine Nachtpflegekraft hat stationär durchaus für 36 schwerstpflegebedürftige Menschen alleine Dienst», verdeutlichte Mitorganisator Stefan Block, der den ambulanten Pflegedienst des Arbeiter-Samariter-Bundes in Bremen leitet. «Die Arbeitsverdichtung im System ist gigantisch - wir brauchen einfach mehr qualifiziertes Personal und mehr Geld.» Block forderte auch, dass der Umgang der Kassen und der Sozialbehörden mit Finanzen besser überwacht und «unlautere Geiz-ist-geil-Preisdiktate» für Pflegeleistungen unterbunden werden: «Die Pflege muss endlich angemessen finanziert werden.»

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.