So, 13.05.2012Regisseur Peymann mit Lessing-Preis für Kritik ausgezeichnet - Scharfe Kritik an Partei der Piraten

Wolfenbüttel (epd). Der Regisseur Claus Peymann (74) hat am Sonntag in der Herzog August Bibliothek im niedersächsischen Wolfenbüttel den «Lessing-Preis für Kritik» bekommen. Der Intendant und künstlerische Leiter des Berliner Ensembles habe über Jahre hinweg öffentliche und politische Kontroversen außerhalb des Theaters gesucht und dafür Anfeindungen und persönliche Risiken in Kauf genommen, urteilte die Jury. Vergeben wird die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung von der Lessing-Akademie in Wolfenbüttel zusammen mit der Braunschweigischen Stiftung Nord/LB Öffentliche.

Peymann sei ein «wütenden Kämpfer gegen Unmenschlichkeit, gegen Menschen- und Sprachzerstörung», sagte der österreichische Autor Peter Turrini laut vorab veröffentlichter Laudatio. Er liebe die Menschen, indem er ihnen den Spiegel vorhalte. «Wenn er beim Hochhalten des Spiegels gehörig ins Schwitzen gerät und herumschreit, dann liegt das daran, dass er sich die schwersten Spiegel aussucht, mit einer großen Spiegelfläche, in der sich möglichst viele Menschen spiegeln sollen.»

Der 1937 in Bremen geborene Peymann stehe auf der Seite der Autoren und sei ein Verteidiger und Bewahrer des Urheberrechts, sagte Turrini. Er kritisierte gleichzeitig die Partei der Piraten: «Die sind im Computer geboren, im Internet aufgewachsen, aus dem sie alles heraussaugen, was ihnen nicht gehört.» Die Piraten fühlten sich frei und kreativ, «aber es ist die Freiheit des Diebstahls».

Zu den Besonderheiten des alle zwei Jahre verliehenen Preises gehört es, dass der Preisträger zusätzlich einen Förderpreisträger bestimmen kann. Auf Peymanns Wunsch wurde die Schauspielerin Angela Winkler für ihre Arbeit in dem integrativen Berliner Theaterprojekt «RambaZamba» mit 5.000 Euro geehrt. RambaZamba habe sich seit 2007 den Status eines kommunalen Theaters erspielt und unterstütze die Ausbildung von Schauspielern mit Handicap, hieß es.

Die Auszeichnung wird seit 2000 alle zwei Jahre in der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel überreicht und soll an den Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781) erinnern. Zu den bisherigen Preisträgern zählen der Literaturtheoretiker Karl Heinz Bohrer, die Autorin Elfriede Jelinek und der Philosoph Peter Sloterdijk.


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