Mo, 05.11.2012Reformierte Weltgemeinschaft verlegt Sitz nach Hannover

Timmendorfer Strand/Hannover (epd). Die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen wird ihren Sitz von Genf nach Hannover verlegen. Das teilte der Generalsekretär der konfessionellen Weltorganisation, Setri Nyomi, am Montag am Rande der Jahrestagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Timmendorfer Strand mit. Zuvor hatte das Leitungsgremium des Dachverbandes in einer schriftlichen Abstimmung die Entscheidung für die niedersächsische Landeshauptstadt mit Drei-Viertel-Mehrheit gebilligt.

Hintergrund für die Standortverlegung ist die angespannte Finanzlage der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen. Die Beitragszahlungen der Mitgliedskirchen an die Weltgemeinschaft erfolgen überwiegend in Euro und US-Dollar. Durch hohe Wechselkursverluste zum starken Schweizer Franken sei seit Jahren ein großer Teil der Einnahmen verloren gegangen. «Auf Dauer hätte die Weltgemeinschaft diese Kursverluste nicht verkraften können», sagte Präsident Jerry Pillay aus Südafrika. Generalsekretär Nyomi bezifferte die Einsparungen durch den Umzug auf 166.000 Euro pro Jahr, bei einem Gesamthaushalt von 1,4 Millionen Euro.

Der Weltkirchenrat in Genf bedauerte die Entscheidung. «Ich bin enttäuscht», sagte der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit, dem epd. Der Wegzug hinterlasse eine Lücke in der ökumenischen Familie in Genf. Der reformierte Dachverband hat wie auch der Lutherische Weltbund seinen Sitz im Ökumenischen Zentrum in Genf. Die Liegenschaft gehört dem Weltkirchenrat, der wegen finanzieller Schwierigkeiten eine Schweizer Baufirma mit der Entwicklung des 34.000 Quadratmeter großen Areals beauftragt hat.

Unterdessen ist die Freude in Deutschland über den Standortwechsel nach Hannover groß. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) begrüßte die Entscheidung. «Ich freue mich, dass die niedersächsische Landeshauptstadt damit zu einem internationalen Zentrum des Protestantismus wird», sagte Merkel in Berlin. Die Entscheidung unterstreiche das positive Verhältnis von Staat und Kirchen in der Bundesrepublik, das auch international Anerkennung finde.

Auch der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider begrüßte den Standortwechsel. Er freue sich sehr, dass die Reformierte Weltgemeinschaft ab Januar 2014 in Hannover ihren Sitz fast «Tür an Tür» mit der EKD-Zentrale haben werde. Nun könne die evangelische Kirche zusammen mit der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen die Vorbereitungen für das Reformationsjubiläum 2017 intensivieren.

Der Umzug von Genf nach Hannover soll zum 1. Januar 2014 erfolgen. Die Weltgemeinschaft vertritt mehr als 80 Millionen reformierte Christen, ihr Stab umfasst sieben Mitarbeiter. Die Weltgemeinschaft der reformierten Konfessionsfamilie ging 2010 aus der Fusion des Reformierten Weltbundes und des eher konservativ geprägten Reformierten Ökumenischen Rates hervor. Die Dachorganisation umfasst nahezu 230 Kirchen in 108 Ländern.

Die reformierten Kirchen stehen in der Tradition von Johannes Calvin, John Knox, Huldrych Zwingli und anderer Reformatoren des 16. Jahrhunderts. Reformierte Gemeinden sind sehr basisorientiert. Sie zeichnen sich durch einen sachlichen Stil in der Gestaltung der Kirchen und der Verkündigung aus.


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