Sa, 29.09.2012Reformierte Kirche: Verfassungsänderung erneut gescheitert

Kirchenpräsident muss mit 65. Geburtstag in Ruhestand gehen

Emden (epd). Eine Verfassungsänderung in der Evangelisch-reformierten Kirche ist am Wochenende erneut gescheitert. Gleich zwei Gesetzentwürfe erreichten bei der Sondersynode in Emden, die am Sonnabend zu Ende ging, in geheimer Abstimmung nicht die notwendige Zweidrittelmehrheit. Beide Entwürfe des kirchenleitenden Gremiums Moderamen waren bereits im Mai knapp gescheitert. Den Abstimmungen gingen leidenschaftliche Debatten unter den der 61 Synodalen voraus.

Die Delegierten verhinderten, dass die Ruhestandsregelung für den Kirchenpräsidenten und den leitenden Juristen an die gesetzliche Regelung angepasst wird. Beide müssen laut Kirchenverfassung weiterhin zwingend mit ihrem 65. Geburtstag in den Ruhestand treten. Für alle anderen Mitarbeiter der Kirche, auch die Pastoren, gelten die gesetzlichen Rentenregelungen. Sie müssen bis zum Alter von 67 Jahren arbeiten.

In der Konsequenz muss der amtierende Kirchenpräsident Jann Schmidt am 24. Oktober 2013 an seinem 65. Geburtstag in den Ruhestand gehen. Allerdings sollte Schmidt nach den Plänen noch länger im Amt bleiben, um die Geschäfte seinem Nachfolger geordnet übergeben zu können. Nun droht eine Vakanz bis zum Amtsantritt seines Nachfolgers oder seiner Nachfolgerin.

Auch der Vorschlag, dem leitenden Kirchenjuristen in der Synode und den anderen kirchenleitenden Gremien ein Stimmrecht einzuräumen, erhielt nicht die nötige Mehrheit. Der Vizepräsident bleibt damit lediglich beratendes Mitglied der Gremien. Kleinere redaktionelle Änderungen an der Verfassung wurden nahezu einstimmig beschlossen.

Gründe für die Entscheidungen der Synodalen konnte Kirchenpräsident Jann Schmidt nach der Tagung nicht nennen. Nach Ansicht von Präses Garrelt Duin waren einige Synodale verärgert über die Sondersynode. «Sie haben es als Versuch von außen interpretiert, die eindeutige Entscheidung der Gesamtsynode vom Mai zu revidieren.» Fünf der neun Synodalverbände hatten nach dem Scheitern im Mai die Sondersynode beantragt, um die Reform erneut zu diskutieren.

Nach den Kirchenvorstandswahlen in der reformierten Kirche am 18. November wird die dann neu gewählte Synode im Mai 2013 zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammenkommen. Spätestens dann muss Duin zufolge mit der Suche für einen Nachfolger von Kirchenpräsident Jann Schmidt begonnen werden.

Die Evangelisch-reformierte Kirche ist eine der kleineren Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Ihr gehören rund 185.000 Mitglieder in 145 Gemeinden an, die sich vor allem in Niedersachen und Bayern befinden. Sie stehen in der Lehrtradition der Reformatoren Ulrich Zwingli und Johannes Calvin. Sitz des Landeskirchenamts ist Leer in Ostfriesland.


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