Mo, 02.03.2009Reformierte Kirche und EKD schnüren Rettungspaket für a-Lasco-Bibliothek

Emden (epd). Die Evangelisch-reformierte Kirche schnürt gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ein Rettungspaket für die krisengeschüttelte Emder Johannes-a-Lasco-Bibliothek. Die reformierte Kirche wolle eine Million Euro geben, um einen ersten finanziellen Schritt zur Rettung der Stiftungsbibliothek zu leisten, kündigte ihr Vizepräsident Johann Weusmann am Freitag in Emden an. Entscheiden werde darüber eine Sondersynode, die am kommenden Donnerstag (5. März) in Emden tagt.

Unter der Leitung des Direktors und alleinigen Stiftungsvorstands Walter Schulz war in den vergangenen Jahren das Stiftungskapital von rund 8,6 Millionen Euro auf derzeit 1,8 Millionen geschrumpft. Die Bibliothek musste im Herbst ihre wissenschaftliche Arbeit einstellen und das Personal entlassen. Die Steuerfahndung und die Staatsanwaltschaft hatten die Bibliothek und Wohnhäuser durchsucht. Gegen Schulz wird wegen des Verdachts auf Untreue ermittelt. Die Spezialbibliothek gilt unter Experten als die weltweit wichtigste Sammlung über den reformierten Protestantismus.

Unter der Federführung der EKD laufen Weusmann zufolge derzeit intensive Gespräche mit den übrigen 21 Landeskirchen: «Wir haben dabei viel Solidarität erfahren.» Die eine Million von der reformierten Kirche reiche nicht aus, um den Bibliotheksbetrieb zu finanzieren. Wünschenswert sei, das Stiftungskapital wieder auf acht Millionen Euro aufzustocken. Doch erst wenn das Kapital den ersten Zinserlös erbracht habe, könne die Arbeit wieder aufgenommen werden.Einen Termin dafür zu nennen, sei derzeit reine Spekulation.

Die Sondersynode werde außerdem einen Nachtragshaushalt beschließen, sagte Weusmann. Die fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen hätten die Verteilung der Kirchensteuern neu geregelt.
Weil die reformierte Kirche im Vergleich zu den anderen Landeskirchen weniger Mitglieder verliere, erhalte sie künftig mehr Geld. Statt bisher 3,9 Prozent stünden ihr nun 4,2 Prozent aller Kirchensteuern in dem Bundesland zu. Das bedeute für 2009 ein Plus von rund 1,8 Millionen Euro.

Neben der Zustiftung für die Bibliothek solle aus den Mehreinnahmen mit 500.000 Euro eine Rücklage für die Gemeinden geschaffen werden, erläuterte der Chefjurist. In den vergangenen Jahren hätten die 142 reformierten Kirchengemeinden zwischen Ostfriesland und dem Allgäu eine Kürzung von 40 Prozent hinnehmen müssen. Sollten aufgrund der Wirtschaftkrise die Kirchensteuer-Einnahmen weiter sinken, könne dies durch die Rücklagen aufgefangen werden.

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