Mo, 13.10.2014Psychische Krisen immer öfter Grund für berufliche Reha

Bremen (epd). Psychische Störungen sind nach Angaben von Experten immer öfter der Grund dafür, dass Erwerbstätige eine berufliche Rehabilitation antreten müssen. «Der Anstieg ist dramatisch», sagte am Montag in Bremen die Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, Helga Seel.

Mittlerweile litten acht Millionen Bundesbürger im Alter zwischen 18 und 65 Jahren etwa unter Angststörungen und Depressionen, sagte Seel bei einem Symposium anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Berufsförderungswerkes der diakonischen Stiftung Friedehorst.

Von allen früher verrenteten Frauen und Männern in Deutschland müssten 44 Prozent aufgrund einer psychischen Erkrankung ihren Job aufgeben, bilanzierte Seel. Damit mehr Menschen im Beruf bleiben könnten, müssten die Träger der beruflichen Rehabilitation wie etwa Sozialhilfe, Renten- und Unfallversicherer enger zusammenarbeiten. «Die Betroffenen zahlen schließlich in alle Versicherungszweige ein. Für sie ist es nicht wichtig, woher die Hilfe kommt.»

Schon die Prävention spielt Seel zufolge eine wichtige Rolle, der sich die Arbeitgeber mehr als bisher stellen müssten. Die Expertin nennt unter anderem Belastungsfaktoren wie Effizienz und ständige Erreichbarkeit am Arbeitsplatz als Gründe für den Zuwachs an psychischen Störungen. Aber auch bessere ärztliche Diagnosen spielten eine Rolle.

Trotzdem müssen Betroffene oft lange warten, bis sie überhaupt einen Termin bei einem Arzt bekämen, der ihnen helfen könne. «Im Schnitt mehr als drei Monate», kritisierte Seel. «Das ist definitiv zu lange, dann kann sich die psychische Krise weiter zuspitzen.»

Auch nach Auffassung des Leiters der Medizinischen Psychologie am Universitätsklinikum Halle/Saale, Stefan Watzke, muss im Ernstfall möglichst zügig gehandelt werden. Das gelte besonders für Krisen während der Rehabilitation selbst.

Zum Berufsförderungswerk der diakonischen Stiftung Friedehorst gehören neben der Zentrale in Bremen 13 Außenstellen in Norddeutschland mit rund 160 Mitarbeitenden. Sie begleiten derzeit etwa 700 Teilnehmer in Umschulungs- und Fortbildungskursen sowie Abklärungs-, Trainings- und Integrationsangeboten.

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