Mo, 12.04.2010Polizeipräsident: Sparmaßnahmen an Schulen erhöhen Risiko für Amokläufe

Hannover (epd). Sparmaßnahmen in der Bildungspolitik können nach Ansicht des hannoverschen Polizeipräsidenten Uwe Binias zum Risikofaktor für einen möglichen Amoklauf an Schulen werden. Die Polizei bemühe sich um viele Projekte zur Gewaltprävention, sagte Binias am Samstagabend bei einer Podiumsdiskussion nach der Premiere des Stückes «komA» in Hannover. Doch oft reichten die Mittel nicht, um die Projekte an allen Schulen anzubieten. Das Theaterstück «komA» des Schauspiels Hannover, aufgeführt an der Tellkampf-Schule, handelt vom Schulalltag eine Woche vor einem Amoklauf.

Unterstützung erhielt Binias von Lehrerinnen und Lehrern aus dem Publikum. Sie beklagten zudem, dass die Klassen zu groß seien und die Arbeitsbelastung in den vergangenen Jahren gestiegen seien. Oft bleibe keine Zeit für die nötige soziale Beziehung zwischen Schülern und Lehrern.

Der Leiter des Instituts für Gewaltprävention in Berlin, Frank J.
Robertz, sagte dagegen, die Beziehung zwischen Lehrern und Schülern sei nicht nur eine Frage des Budgets. Die Verantwortung liege bei jedem Einzelnen in der Gesellschaft, auch bei den Eltern: «Wir müssen uns wieder mehr um die Jugendlichen kümmern.»

Der Psychiater, Psychotherapeut und Suchtmediziner Bert te Wildt von der Medizinischen Hochschule Hannover warnte davor, die Diskussion um mögliche Tatmotive zu vereinfachen.
Gewaltverherrlichende Computerspiele etwa seien oft nur einer von vielen Gründen für einen Amoklauf. Kinder und Jugendliche seien jedoch im Umgang mit Gewalt in den Medien besonders gefährdet, da sie sich in einer intensiven Lernphase befänden: «Wenn ein zwölfjähriger Junge schon über 20.000 Mal virtuell getötet hat, dann geht das nicht spurlos an ihm vorüber.» Weitere Faktoren für eine mögliche Tat seien Depressionen, familiäre und soziale Probleme oder die Verherrlichung von Schusswaffen.

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