Di, 17.02.2015Polizei, Verbände und Wissenschaftler wollen muslimische Notfallseelsorge etablieren

Osnabrück/Hannover (epd). Polizei, muslimische Verbände und Wissenschaftler wollen in Niedersachsen eine muslimische Notfall- und Polizeiseelsorge etablieren. Ähnlich wie im christlichen Bereich müsse es in Zukunft auch verlässliche Ansprechpartner auf muslimischer Seite geben, sagte Landespolizeipräsident Uwe Binias am Dienstag am Rande einer Tagung zu diesem Thema an der Universität Osnabrück. Die Polizei arbeitet bereits mit der Konföderation evangelischen Kirchen in Niedersachsen zusammen.

Es gebe immer mehr Kollegen muslimischen Glaubens, sagte Binias.
Sie bräuchten in Krisensituationen wie nach Unfällen, Katastrophen oder Gewaltverbrechen kompetente Hilfe und Beratung. Für alle Beamten könne es zudem eine große Hilfe sein, wenn sie etwa beim Überbringen schlimmer Nachrichten auf die Begleitung durch muslimische Seelsorger zählen könnten. Auch wenn Opfer von Gewaltverbrechen oder deren Angehörige eine längerfristige Betreuung benötigten, könnten die muslimischen Seelsorger helfen, betonte Binias.

Bisher funktioniere das vor allem in größeren Städten wie Hannover oder Osnabrück bereits in Ansätzen, sagte der Präsident. «Es hängt aber noch sehr stark von persönlichen Beziehungen ab, ob Kollegen zum Beispiel von einem Mitarbeiter einer Moscheegemeinde unterstützt werden.» Er setze darauf, dass durch die Verhandlungen für einen Staatsvertrag zwischen dem Land und den muslimischen Verbänden auch die muslimische Notfall- und Polizei-Seelsorge offiziell genehmigt und institutionalisiert werde.

Auch die muslimischen Verbände unterstützten das Vorhaben. Die Entwicklung einer eigenen Seelsorge in allen Bereichen ist nach Ansicht des islamischen Theologen Esnaf Begic vom Institut für Islamische Theologie der Uni Osnabrück dringend notwendig. Dazu gehörten neben der Seelsorge in der Polizeiarbeit auch die Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge. Im Islam funktioniere Seelsorge bislang eher als Alltagsseelsorge im Familien- und Freundeskreis. Im Wintersemester 2015/16 werde das Institut erstmals einen Masterstudiengang «Gemeindepädagogik und Seelsorge» anbieten.

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