Mi, 11.02.2009Polizei: Kirchliche Notfallseelsorge unverzichtbar

Bremen (epd). Für die Polizei im Land Bremen ist die ökumenisch organisierte kirchliche Notfallseelsorge unverzichtbar. Sie entlaste in schwierigen Situationen, wenn es etwa darum gehe, eine Todesnachricht zu überbringen, sagte am Mittwoch Kriminaloberrat Stefan Dahlendorf. «Polizisten können nicht alles. Ein Seelsorger hat einen anderen Umgang vor allem mit trauernden Menschen.» Wenn die Polizisten zum nächsten Einsatz müssten, sei es gut, dass sich jemand um die seelischen Nöte der oft traumatisierten Menschen kümmere, die sonst alleine bleiben würden. Der Bremer Polizeipastor Peter Walther koordiniert die ökumenische Notfallseelsorge im kleinsten Bundesland, die aus der Polizeiseelsorge entstanden und eng mit ihr vernetzt ist. 14 evangelische und katholische Theologen engagieren sich im Team neben ihrer pfarramtlichen Tätigkeit ehrenamtlich. In Notsituationen sind sie rund um die Uhr erreichbar. Waren es in den Vorjahren den Angaben zufolge bis zu 140 Einsätze, stieg diese Zahl 2008 auf mehr als 170.
«Die Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger waren fast jeden zweiten Tag im Einsatz», bilanzierte Walther. Die Kirchen helfen nicht nur bei spektakulären Unglücksfällen wie der verheerenden Gasexplosion, die im November 2000 ein Wohnhaus in der Bremer Neustadt zerstörte und viele Todesopfer forderte. «Es geht auch um die stille Katastrophe im dritten Stock», erläuterte Walther, der seit mehr als 25 Jahren Polizeipastor in Bremen ist. Wichtig sei dann die seelsorgerliche Begleitung nach einem plötzlichen häuslichen Sterbefall, nach einem Suizid, bei einem plötzlichen Kindstod oder nach einem Arbeits- oder Verkehrsunfall. Kriminaloberrat Dahlendorf ergänzte, die Notfall- und Polizeiseelsorge unterstütze die Einsatzkräfte beispielsweise mit Supervision. Das helfe bei der Verarbeitung schwieriger Erlebnisse etwa mit Kindern, die bei Straftaten verletzt worden seien oder im Umgang mit Sexual- und Tötungsdelikten: «Das steckt man nicht so leicht weg, auch wenn manche Kollegen nach außen einen anderen Anschein erwecken wollen.» Aufgrund der steigenden Einsatzzahlen in der Notfallseelsorge ist der Dienst Walther zufolge personell «auf Kante genäht». Er setzt sich dafür ein, diesen Bereich nicht mehr hauptsächlich ehrenamtlich zu organisieren, sondern mit ausgewiesenen Arbeitszeit-Kontingenten in den Dienstverträgen der Pastorinnen und Pastoren zu ergänzen.
Bundesweit gibt es den Angaben zufolge 250 meist ökumenische Seelsorgegruppen mit rund 3.000 Mitarbeitern, die im Jahr durchschnittlich etwa 7.000 Mal im Einsatz sind, um Opfern und Einsatzkräften zur Seite zu stehen.

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