Sa, 05.01.2013Plattdüütsch höört ok in de Kark

Drei Fragen an den kirchlichen Plattdeutsch-Experten Heinrich Kröger

Soltau/Loccum. Die evangelische Arbeitsgemeinschaft «Plattdüütsch in de Kark» in Niedersachsen und Bremen feiert am 19. Februar ihr 50-jähriges Bestehen. Rund 300 Mitglieder setzen sich dafür ein, dass in Gottesdiensten oder auf Kinderfreizeiten Platt gesprochen wird. Lange hatte es die Regionalsprache schwer, anerkannt zu werden, sagte Heinrich Kröger im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Ruhestandspastor aus Soltau hat über «Plattdeutsch in der Kirche» promoviert. Er war lange Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft und ist heute Ehrenmitglied.

Warum sollte denn in der Kirche Plattdeutsch gesprochen werden?
Heinrich Kröger: Weil de Lüüd dat snacken doot. Viele sprechen Platt und noch mehr verstehen es. Wenn ich irgendwo hinkomme, spreche ich die Menschen auf plattdeutsch an. Das trauen sich manche heute nicht mehr gleich. Aber ob bei der Tageszeitung oder in der Arztpraxis, ich treffe überall Plattdeutsche. Die Sprache ist viel anschaulicher und lebendiger als das Hochdeutsche. Sie lädt dazu ein, Geschichten zu erzählen - auch Geschichten vom Glauben. Das ist unsere Aufgabe und eine Chance, die wir nutzen sollten.

Lange Zeit war Plattdeutsch aber auch in der Kirche wenig angesehen. Nach der Gründung der Arbeitsgemeinschaft 1963 dauerte es noch, bis die Sprache offiziell anerkannt und die Arbeit von «Plattdüütsch in de Kark» entsprechend gefördert wurde, warum? Heinrich Kröger: Wir haben 1963 auch den damaligen Landesbischof Lilje um Unterstützung gebeten. Der hielt aber nichts davon. Es galt lange als ungebildet, Platt zu snacken. Erst später wurde vielen klar, wie unsinnig das ist. In unserer Zeit ist es wichtig, mehrere Sprachen zu können, auch Regionalsprachen gehören dazu.

Welchen Stellenwert hat Plattdeutsch heute in der Kirche?
Heinrich Kröger: Zum Jubiläum der Arbeitsgemeinschaft kommt auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister. Er hat mir zum 80.
Geburtstag auf Platt gratuliert. Er kann die Sprache genauso wie Bundespräsident Joachim Gauck. Mittlerweile gibt es auch theologische Forschung zu Plattdeutsch in der Kirche und es gibt Fortbildungen.
Die Geschäftsführerin von «Plattdüütsch in de Kark», Anita Christians-Albrecht, plant gerade eine Veröffentlichung zur Arbeit mit Kindern. Da tut sich zum Beispiel in den Kindertagesstätten und mit Kinder- und Familienfreizeiten einiges.

Karen Miether/epd

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