Do, 07.07.2011Pilotprojekt soll Kinder in Heimen besser vor sexualisierter Gewalt schützen

Zetel/Oldenburg (epd). Kinder und Jugendliche in Heimen sollen besser vor sexuellen Übergriffen geschützt werden. Als eine von bundesweit 18 Einrichtungen bilde das Oldenburger Kinderschutzzentrum die Mitarbeitenden von Heimen dafür weiter, sagte dessen Leiter, Michael Herschelmann, am Donnerstag in Zetel bei Oldenburg. Initiator des Projektes ist das Bundesfamilienministerium. Es fördert das Programm bis 2014 mit drei Millionen Euro.

Oft seien die Täter selbst Mitarbeiter der Heime, sagte die Pädagogin Caren Indefrey. Ihnen müsse die Tat mit klaren und transparenten Strukturen so schwer wie möglich gemacht werden. Ziel der Fortbildung sei eine «Kultur des Hinschauens und darüber Redens». Es werde geklärt, was sexualisierte Gewalt ist, wo Grenzen sind, und was die Opfer psychisch durchleiden. Diskutiert werden ebenso Täterstrategien und der Umgang mit einer Vermutung: «Was mache ich, wenn ich einen Kollegen in Verdacht habe?» Auch das Qualitäts- und Personalmanagement werde unter die Lupe genommen.

Die meisten Kinder lebten in einem Heim, weil sie zuvor Opfer von Gewalt geworden sind, erläuterte Indefrey, die das Projekt für die «Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention bei Kindesmisshandlung und -vernachlässigung» leitet. Weil sich diese Kinder sehr nach Zuneigung und Nähe sehnten, seien sie auch besonders für weitere Übergriffe gefährdet.

Viele Kollegen in den Einrichtungen seien verunsichert, räumte der Leiter der Jugendhilfe Collstede, Hilmar Weber, ein: «Wann ist das Kuscheln am Abend vor dem Fernseher gut für das Kind, und wann werden unbeabsichtigt Grenzen überschritten?» Die Häuser wollten ihre Arbeit für die Öffentlichkeit noch transparenter machen. «Glücklicherweise ist in unseren Einrichtungen noch nie etwas geschehen.»

Als Pilotprojekte zwischen Ems und Elbe sind Indefrey zufolge die Jugendhilfe Collstede in Zetel und der Lindenhof Hude ausgewählt worden. Die beiden Häuser der Oldenburger Diakonie betreuen zusammen mehr als 200 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 18 Jahren in Wohngruppen oder ambulanten Projekten.


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