Fr, 28.03.2014Pflegeexperte: Alte Menschen sollten in ihrer Bewegungsfähigkeit besser gefördert werden

Osnabrück (epd). Der Osnabrücker Pflegeexperte Andreas Büscher hält es für notwendig, die Bewegungsfähigkeit pflegebedürftiger alter Menschen besser zu fördern. Die Erhaltung der Mobilität der alten Menschen sowohl im stationären wie im ambulanten Bereich sei entscheidend für ihr Wohlbefinden und ihre Gesundheit, sagte der Pflegewissenschaftler am Freitag in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Sie könne Bettlägerigkeit, Druckgeschwüren oder Stürzen vorbeugen. Individuelle Maßnahmen zur Förderung der Mobilität sollten ganz oben auf der Prioritätenliste der Pflegenden stehen, betonte Büscher. Das könnten Übungen während der normalen Körperpflege sein, motivierende Gespräche, Begleitung beim Laufen zur Überwindung von Angst, aber auch Physiotherapie oder Gruppenangebote etwa zum Tanzen.

Büscher ist wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP). Eine Expertengruppe des Netzwerks hat Standards zur Erhaltung und Verbesserung der Mobilität pflegebedürftiger alter Menschen entwickelt. Sie wurden am Freitag in Osnabrück erstmals einer breiten Fachöffentlichkeit von rund 800 Pflegenden, Einrichtungsleitern und Wissenschaftlern aus ganz Deutschland vorgestellt.

Der Pflegewissenschaftler appellierte an die Einrichtungen, diese Standards zum Anlass zu nehmen, ihre Abläufe und Strukturen zu überdenken. «Vielleicht könnte ja der Wechsel der Bettwäsche oder die hauswirtschaftliche Versorgung je nach den individuellen Bedürfnissen eines alten Menschen auch mal in den Hintergrund treten.» Er kritisierte allerdings das Vorhaben, die Pflegestandards per Gesetz verbindlich zu machen: «Qualität entsteht nicht durch Zwang und Kontrolle von außen.»

Büscher betonte, der Pflegenotstand dürfe nicht zu einem Stillstand führen bei der Weiterentwicklung der Pflegequalität. Ambulante Pflegedienste und Altenheime dürften nicht alle Ansätze, die Qualität in der Pflege zu verbessern, mit dem Argument, sie hätten zu wenig Personal, im Keim ersticken. «Ich ärgere mich über die eindimensionale Diskussion. Die Wirklichkeit der Pflege ist komplexer.»

Der Personalbestand und der Anteil der Fachkräfte gegenüber den Hilfskräften seien tatsächlich dramatisch schlecht, kritisierte der Professor. Er wolle die Politik, die seit Jahrzehnten zu wenig Geld bereitstelle, nicht aus der Verantwortung für den Pflegenotstand entlassen: «Es ist aber auch nicht damit getan, zehn Millionen Euro mehr in die Pflege zu stecken. Wir müssen die Ressourcenfrage mit den Inhalten verbinden und brauchen mehr Kreativität in den Überlegungen, wofür das Personal eingesetzt werden soll.»

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.