Do, 27.01.2011«Pastoralreise» nach Afghanistan löst innerkirchliche Kritik aus

Bremen/Hannover (epd). Die geplante «Pastoralreise» des EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider nach Afghanistan hat innerkirchliche Kritik ausgelöst. Sie sei friedenspolitisch ein falsches Zeichen, schrieb der Friedensbeauftragte der Bremischen Evangelischen Kirche, Martin Warnecke, am Mittwoch in einem Offenen Brief an Schneider. Die Reise werde als Zustimmung zum Krieg in Afghanistan wahrgenommen. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) will demnächst nach Afghanistan fliegen, um die deutschen Soldaten am Hindukusch zu besuchen.

Er wird dabei vom evangelischen Militärbischof Martin Dutzmann und vom EKD-Friedensbeauftragten Renke Brahms begleitet. Brahms, der auch leitender Bremer Theologe ist, will insbesondere Gespräche mit zivilen Kräften führen. Mit dem Besuch will die Kirche Schneider zufolge den deutschen Soldaten ein positives Signal geben und «nahe bei den Menschen» sein. Der landeskirchliche Friedensbeauftragte Warnecke warnte dagegen, im mehrheitlich muslimischen Afghanistan werde man die Pastoralreise so verstehen, «dass dieser Krieg auch mit dem Segen unseres Gottes geführt wird».

Das erinnere an die Kreuzzüge des Mittelalters. Ein Zeichen des Friedens wäre nach Auffassung des Theologen eine Begegnung mit den afghanischen Opfern oder deren Hinterbliebenen in Kundus. «Die ist aber offenbar nicht vorgesehen», kritisierte Warnecke. Er warf Schneider, Dutzmann und Brahms vor, sie würden mit dieser Reise die Sicherheit der Menschen in Deutschland beeinträchtigen: «Genauso wie die deutschen Soldaten, die den islamistischen Terror in unser Land locken.» Die Zahl der Opfer deutscher Soldaten steige von Tag zu Tag.

Nicht die Gesellschaft mute den Soldaten ein hohes Risiko zu, schrieb Warnecke. Es sei die Bundesregierung, die die Soldaten gegen den mehrheitlichen Willen der Bevölkerung in einen Wirtschaftskrieg geschickt habe. «Dabei geht es in erster Linie um die Verfügungsgewalt über Rohstoffe und um die Schaffung sicherer Transportwege.» Dafür würden in Afghanistan Menschen getötet und an Leib und Seele verletzt.

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