Di, 11.11.2014Palliativmediziner von Appen warnt vor aktiver Sterbehilfe

Bremervörde/Kr. Rotenburg (epd). Der Palliativmediziner Godeke von Appen hat eindringlich vor aktiver Sterbehilfe in Deutschland gewarnt. «Es sollte alles so bleiben, wie es im Moment ist», sagte der Arzt am Dienstag, der die Arbeit im stationären kirchlichen Hospiz in Bremervörde begleitet. Es gebe Instrumente wie die Schmerztherapie und eine gute Begleitung, die vermieden, dass der Patient leide. «Meine Erfahrung ist, dass der Ruf nach der lebensbeendenden Spritze ein sozialer Hilferuf ist.» Das lasse sich durch eine gute Teamarbeit auffangen. «Irgendetwas ist beim Patienten noch nicht gelöst. Hier gilt es zu schauen, welche Not zugrunde liegt.»

Schmerzen etwa können nach den Worten des Mediziners seelische und soziale Gründe haben, verstärkt beispielsweise durch Einsamkeit. «Es kann aber auch eine transzendentale Not sein: Ich weiß gar nicht, was der Sinn meines Lebens war, warum ich auf die Welt gekommen bin und was nach meinem Tod sein wird.» Im Hospiz gelinge es den Patienten oft, zur Ruhe zu kommen, ergänzte Krankenschwester Silke Tiedemann: «Sie können hier selber bestimmen, über alles offen sprechen, müssen keine Untersuchungen mehr über sich ergehen lassen.»

Die Gäste seien mit dem Ziel gekommen, im Hospiz zu sterben. «Sie haben sich auf diesen Weg eingelassen», sagte Tiedemann. «Das bringt Ruhe.» Ihre Kollegin Ulrike Platz fügte hinzu, sie erlebe, das im Hospiz der Tod seinen Schrecken verliere.

Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat im März als Schirmherr das erste stationäre Hospiz im Elbe-Weser-Raum eingeweiht. Seither wurden dort mehr als 60 Gäste von Pflegekräften, Medizinern und Seelsorgern im Sterben begleitet. Knapp 20 Ehrenamtliche unterstützen die Arbeit in dem Haus, unter dessen Dach auch der ambulante Hospizdienst Bremervörde/Zeven untergebracht ist. Das Haus am Engeoer Wäldchen in Bremervörde hat rund 3,2 Millionen Euro gekostet und bietet zehn Gästezimmer für Sterbende sowie ein Angehörigenzimmer.

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