Mo, 02.09.2013Osnabrück startet landesweit einmalige Initiative für verstorbene Obdachlose

Osnabrück (epd). Die christlichen Kirchen, die freien Humanisten und die Stadt Osnabrück wollen künftig gemeinsam Trauerfeiern für Verstorbene ohne Angehörige gestalten. Jeweils am ersten Mittwoch im Monat werde es ein feierliches Abschiedsritual in der Kapelle des städtischen Heger Friedhofs mit anschließender Urnenbestattung geben, kündigte Bürgermeister Burkhard Jasper am Montag an. Die Achtung vor der Würde des Menschen gebiete es, ihm auch auf seinem letzten Weg Wertschätzung entgegen zu bringen.

Er hoffe, die Initiative, die landesweit einmalig sei, könne Vorbild für andere Kommunen werden, betonte Jasper. Durch die Beteiligung des Humanistischen Verbandes Niedersachsen würden auch konfessionslose Menschen nach ihrem Tod nicht einfach von Katholiken oder Protestanten vereinnahmt. Sie machten immerhin rund ein Drittel der Bevölkerung aus, betonte Verbandspräsident Guido Wiesner.

Die Stadt organisiert und zahlt nach eigenen Angaben rund 80 sogenannte Ordnungsamtsbestattungen pro Jahr. Das sei immer dann der Fall, wenn keine Angehörigen ermittelt werden könnten. Habe der Verstorbene nicht ausdrücklich den Wunsch nach einer Erdbestattung hinterlegt, werde er verbrannt. Die Urnenbestattung koste rund 2.400 Euro, eine sehr selten in Anspruch genommene Erdbestattung rund 3.600 Euro.

Die Urne wurde bisher nach einer eher nüchternen Zeremonie in einem namentlich gekennzeichneten pflegefreien Grab unter einem Baum bestattet. Die nun auf Initiative des evangelischen Pastors Thomas Herzberg entwickelte Trauerfeier beinhalte eine persönliche Begrüßung, eine kurze Einleitung und eine Ansprache. Die Vertreter von Kirchen und Humanisten seien dabei anwesend und teilten sich die Aufgaben.

Seit etwa fünf Jahren nehme die Zahl der Ordnungsamtsbestattungen zu - ein Zeichen dafür, dass immer mehr Menschen in Einsamkeit lebten, sagte der Diakon der katholischen Domgemeinde, Gerrit Schulte. Hier gebe es bereits seit Jahren einen ehrenamtlichen Trauerkreis, der tote Obdachlose auf ihrem letzten Weg begleite.
Bürgermeister Jasper regte an, dass künftig auch Mitglieder des Osnabrücker Rates an diesen Feiern teilnehmen sollten.

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