Mi, 29.07.2009Oldenburger Forschungsprojekt will Wohnen im Alter erleichtern

Oldenburg (epd). Der niedersächsische Wissenschaftsminister Lutz Stratmann (CDU) hat am Freitag in Oldenburg ein Forschungsprojekt für das Wohnen im Alter vorgestellt. In einer 48 Quadratmeter großen Zwei-Zimmer-Testwohnung erfassen Sensoren den Strom- und Wasserverbrauch und können, falls dies vorher vereinbart ist, bei Abweichungen einen Notalarm bei einer Pflegestation auslösen.
Gleichwohl bleibe der menschliche Kontakt wichtig: «Wir wollen den Senioren helfen, solange wie möglich in der eigenen Wohnung zu leben, aber keine Big-Brother-Überwachung», sagte der Minister.

   Stratmann wies auf den demografischen Wandel der Gesellschaft hin.
In 20 Jahren seien rund 28 Millionen Menschen, also mehr als ein Drittel aller Bundesbürger, älter als 60 Jahre. Darauf müsse die Wissenschaft vorbereitet sein. Das Projekt ist zunächst auf drei Jahre beschränkt und wird vom Land Niedersachsen mit 1,3 Millionen Euro finanziert.

   In der Testwohnung erkenne ein Computer anhand des Stromverbrauches, welches Gerät gerade eingeschaltet ist, erläuterte die Projektleiterin Professorin Susanne Boll. Es erkenne auch, ob das Wasser in der Spüle, der Waschmaschine oder der Dusche fließt. So könne das System einen normalen Tagesablauf anhand der Routine erkennen. Erst bei gravierenden Abweichungen vom Normalfall, etwa weil die Dusche über Tage nicht benutzt wird, könnte ein Alarm bei einem Pflegedienst oder Angehörigen ausgelöst werden.

   Das Oldenburger Forschungsprojekt Offis arbeite in dem Projekt «Aktivitätsbestimmung und Verhaltensanalyse» eng mit anderen Einrichtungen zusammen, sagte Boll. Dazu gehörten die Medizinische Hochschule in Hannover und die Universitäten in Braunschweig, Oldenburg, Osnabrück und Vechta.

   Offis lege großen Wert auf die Zusammenarbeit mit Sozialwissenschaftlern, sagte Boll. Diese wiesen die Techniker auf Probleme alter Menschen hin, die sie zuvor nicht bedacht haben. So hätten sich beispielsweise Gerontologen gegen einen sprechenden Kalender gewandt, der die Senioren an Medikamente oder Termine erinnern könnte. Dies nehme den Menschen das Nachdenken ab und könnte den natürlichen Verfallsprozess beschleunigen. Sie empfahlen ein System, das als eine Art Gehirnjogging ein «digitales Dankeschön» sagt, wenn die Senioren das Gerät ausschalten, weil sie sich selbst an den Termin erinnert haben.

Pressestelle

Kann die Pressestelle etwas für Sie tun? Hier finden Sie den Kontakt zu uns.