Fr, 09.07.2010Oldenburger Ex-Diakoniechef hat sich mindestens 100.000 Euro erschlichen - Von der Osten soll Belege und Vorstandsprotokolle gefälscht haben

Oldenburg (epd). Der entlassene Oldenburger Diakoniechef Joachim von der Osten (51) hat sich nach Angaben der Diakonie mindestens 100.000 Euro erschlichen. Nach Abschluss einer Sonderprüfung durch das Oberrechnungsamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sei sicher, dass er sich «diese Summe in betrügerischer Weise unrechtmäßig angeeignet hat», sagte der Theologische Vorstand der Oldenburger Diakonie, Thomas Feld, am Freitag vor Journalisten. Die Staatsanwaltschaft sei informiert, Strafanzeige sei erstattet worden.

   Der Verbleib von weiteren 20.000 Euro müsse noch abschließend geklärt werden, sagte Oberkirchenrat Olaf Grobleben. Es handle sich um Zahlungen an eine osteuropäische Kirche, deren Prüfung noch nicht abgeschlossen sei. Der Abschlussbericht der EKD sei erst am Donnerstagabend überreicht worden.

   Seit 2004 habe von der Osten Belege fingiert oder für vorausgezahlte Spesen keine Belege nachgereicht. Vorher seien keine Verfehlungen festgestellt worden. «Dabei hat er gezielt die Loyalität seiner Mitarbeiter ausgenutzt», sagte Grobleben. Bei Fragen nach fehlenden Belegen habe er zudem massiv Druck auf seine Mitarbeiterinnen ausgeübt. Zwischenzeitlich habe er kleinere Beträge zurückgezahlt oder fehlende Rechnungen nachgereicht. So habe er seine Mitarbeiterinnen immer weiter vertrösten können.

   Die Unregelmäßigkeiten sind Feld zufolge als erstes einer Mitarbeiterin aufgefallen, die sich dann an den Aufsichtsrat gewandt habe. Sie habe «eklatante Unterschiede» zwischen einem gefälschten Protokollauszug einer Vorstandssitzung und dem Original entdeckt. Darin habe sich von der Osten ein Darlehen für eine geplante Promotion gewährt.

   Trotz regelmäßiger Wirtschaftsprüfungen durch die Oldenburger Treuhand seien die Fehlbeträge nicht aufgefallen, räumte Feld ein. Die Treuhand stelle die Richtigkeit von Belegen nicht infrage, sondern prüfe die Gewinn- und Verlustbilanz des Hauses. Belege würden nur in Stichproben geprüft. Bei dem 60 Millionen-Etat der Diakonie seien die vergleichsweise kleinen Summen nicht weiter aufgefallen.

   Feld kündigte Konsequenzen an. Ab sofort gebe es im Haus keine Barkassen mehr. Auch müsse das ohnehin schon gepflegte «Vier-Augen-Prinzip» noch strenger eingehalten werden. Künftig müsse es noch schärfere automatisierte Kontrollen geben.

   Von der Osten hatte am 23. Juni sein Fehlverhalten eingeräumt und ein notarielles Schuldeingeständnis abgelegt, nachdem er mit den Vorwürfen konfrontiert worden war, sagte Feld. Dabei sei von der Osten sehr beschämt gewesen. «Es gibt da einen deutlichen Konflikt zwischen seinem inneren Wertesystem und seinem tatsächlichen Handeln.» Zu seinen Motiven könne derzeit noch nichts gesagt werden. Zur Schadensregulierung sei ein Grundpfandrecht auf sein Haus in Detmold eingetragen worden.

   Von der Osten war seit 2001 als kaufmännischer Vorstand der Oldenburger Diakonie tätig. Auf Landes- und Bundesebene arbeitete er in den Vorständen der evangelischen Altenhilfe- und Pflegeverbände mit. Seine Taten lösten bei Kirchen- und Verbandsvertretern ungläubiges Erstaunen und Bestürzung aus.

   Von der Osten wollte ursprünglich in diesem Herbst die Diakonischen Werke Osnabrück als alleiniger Geschäftsführer übernehmen. Darum sei schon vor den Erkenntnissen ein Nachfolger gefunden worden, sagte Feld.

Internet: www.dw-ol.de

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