Fr, 16.08.2013Notruf Mirjam zieht positive Bilanz - Initiative sucht neue Adoptiveltern

Hannover (epd). Das Netzwerk «Notruf Mirjam» für Mütter in Not in Hannover zieht eine positive Bilanz für das Jahr 2012. Exakt 800 Anrufe von schwangeren Frauen oder jungen Müttern hätten die 25 ehrenamtlichen Helferinnen im zurückliegenden Jahr bearbeitet, sagte Geschäftsführer Heino Masemann am Freitag in Hannover. Vom «letzten Ausweg», ihr Kind anonym in eine Babyklappe zu legen, hätten in Hannover zwei Mütter Gebrauch gemacht.

Jede Mutter, die sich an das Netzwerk wende, sei um das Wohl ihres Kindes bemüht, betonte Masemann. «Wenn sie beispielsweise die Schwangerschaft geheim halten musste und absolut keinen Weg für ein gemeinsames Leben sieht, dann sorgt sie mit dem Gang zur Babyklappe für ihren Nachwuchs.» Niemand könne eine Betroffene als Rabenmutter verurteilen, die in einer verzweifelten Lage einen derart besonnenen Schritt wage.

Der «Notruf Mirjam» war vor elf Jahren von der damaligen Bischöfin Margot Käßmann und der hannoverschen Diakonie gegründet worden und wird inzwischen vom Landesverein für Innere Mission weitergeführt. Das Projekt unterhält neben dem «Babykörbchen» am hannoverschen Friederikenstift Wohn- und Ausbildungsangebote und rund um die Uhr ein Notruf-Telefon für schwangere Frauen. Auf Wunsch stellt das Netzwerk Kontakte zur evangelischen Adoptionsvermittlungsstelle her.

Laut Projektkoordinatorin Judith Rohde ist «Notruf Mirjam» aktuell auf der Suche nach Menschen, die Adoptivkinder bei sich aufnehmen könnten. «Die Vermittlung läuft nicht über das Jugendamt, sondern über das Netzwerk. Interessenten müssen sich direkt bei uns melden», sagte Rohde. Bislang habe die Initiative jedes Adoptivkind in liebevolle Hände vermitteln können. «Aus Niedersachsen haben wir zurzeit niemanden auf unserer Warteliste und hoffen, dass sich das schnell ändert.»

Seit der Gründung wurden zwölf Kinder anonym in das Babykörbchen in Hannover gelegt. Anfang 2008 geriet das Netzwerk in die Schlagzeilen, als ein toter Säugling auf dem Betonboden vor dem Körbchen gefunden wurde. Nach einem Gutachten soll die Klappe verzogen gewesen sein. Ein halbes Jahr später wurde ein verbessertes Modell in Betrieb genommen.

Babyklappen in Niedersachsen und Bremen

Hannover/Bremen (epd). In Niedersachsen und Bremen gibt es fünf Babykörbchen oder -klappen, in die verzweifelte Mütter ihr neugeborenes Kind in einem Wärmebettchen ablegen können. Sie alle werden von einer evangelischen oder katholische Einrichtung getragen. Nach dem Schließen der Klappe wird durch einen Alarm die Klinik oder eine Hebamme aufmerksam gemacht, so dass sie sich um den Säugling kümmern kann. In bundesweit rund 100 Babyklappen werden jährlich etwa 40 Kinder ausgesetzt aufgefunden, von denen nur jedes zweite überlebt. Die Dunkelziffer liegt höher.

Braunschweig: Evangelisches Marienstift, Helmstedter Str. 35, 38102 Braunschweig

Bremen: Katholisches St. Joseph-Stift, Schwachhauser Heerstraße 54, 28209 Bremen

Hannover: Evangelisches Friederikenstift, Humboldtstraße 5 30169 Hannover. Dazu bietet das «Netzwerk Mirjam» ein Notruf-Telefon unter: 0800/60 500 40 an.

Nordhorn: Sozialdienst katholischer Frauen, Bentheimer Str. 33, 48529 Nordhorn

Osnabrück: Katholisches Kinderheim St. Johann Behindertenhilfe, Johannisstraße 39-40, 49076 Osnabrück

Rotenburg (Wümme): Evangelisches Diakoniekrankenhaus Rotenburg, Elise-Averdieck-Strasse 17, 27356 Rotenburg (Wümme)

Außerdem gibt es ein bundesweites kostenloses Notruftelefon für Schwangere und Mütter mit Neugeborenen in Not. Es ist rund um die Uhr unter der Nummer 0800/4560789 zu erreichen.


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