Mi, 15.05.2013Notruf Mirjam: Babyklappen bleiben unverzichtbar - Bundestag entscheidet über Gesetz zur vertraulichen Geburt

epd-Gespräch: Jörg Nielsen

Hannover/Berlin (epd). Hannover/Berlin (epd). Der Bundestag entscheidet am Donnerstag über das Gesetz zur sogenannten vertraulichen Geburt. Der zur Debatte stehende Entwurf von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) ermöglicht schwangeren Frauen in extremer Notlage eine Krankenhausgeburt, ohne dass sie ihre Identität preisgeben müssten. Die in der Kritik stehenden Babyklappen oder -körbchen sollen zunächst bestehen bleiben. Allerdings hofft Schröder, dass sie auf Dauer überflüssig werden. Das hält Heino Masemann, Geschäftsführer des Netzwerks «Notruf Mirjam» in Hannover, zu dem auch ein Babykörbchen gehört, für unwahrscheinlich.

Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) begrüßte er das Gesetz. Die vertrauliche Geburt könne ein zusätzliches Angebot sein. Er warnte aber davor, die bundesweit rund 100 Babykörbchen abzuschaffen. Mütter, die ihr Kind in ein Babykörbchen legten oder es anonym zur Welt brächten, seien in einer extremen Notsituation. «Sie sind keine Rabenmütter. Sie sorgen für ihr Kind, indem sie es in ein Babykörbchen legen.» Solche Extremsituationen werde es auch in einigen Jahren noch geben. «Selbst wenn nur ein Kind durch eine Babyklappe überlebt, haben sie ihre Berechtigung bewiesen.»

Die neue Regelung sieht vor, dass Frauen nach der Geburt ihren Namen in einem Umschlag versiegeln lassen können. Nach einer Frist von 16 Jahren kann das Kind den Namen seiner Mutter zu erfahren. Schröder hatte erklärt, damit gebe es erstmals einen legalen Weg, um anonym zu entbinden. Die Babyklappen, bei denen Frauen ihr Kind ablegen können, und Geburten, bei denen Frauen ihre Daten verweigern, bewegten sich in einer rechtlichen Grauzone, betonte die Ministerin.

Kinderrechtler und Ethiker pochen darauf, dass das Kind ein Recht hat, seine Herkunft zu erfahren. Dem setzte Masemann das Recht des Kindes auf Leben entgegen. Schröders Plan gehe davon aus, dass sich die Mütter vor der Geburt in Ruhe bei Beratungsstellen informierten. «Das mag am Schreibtisch in Berlin gut aussehen.» Aber in der Realität wollten viele Mütter nie mit dem Kind in Verbindung gebracht werden. Allein die Vorstellung, in 16 Jahren könnte es Kontakt aufnehmen, trüge zu Angst und Panik bei.

«Mit dem 'Notruf Mirjam' haben wir eine Marke geschaffen, die bekannt ist, aber noch bekannter werden kann,» sagte Masemann. Die Hilfeleistungen würden nur über Spenden finanziert. «Allerdings muss man einsehen, dass es immer wieder Frauen geben wird, die in ihrer Not die Hilfsangebote nicht annehmen», sagte Masemann.

Der «Notruf Mirjam» war vor elf Jahren von der damaligen Bischöfin Margot Käßmann und der hannoverschen Diakonie gegründet worden und wird inzwischen vom Landesverein für Innere Mission weitergeführt. Das Projekt unterhält neben dem «Babykörbchen» Wohn- und Ausbildungsangebote und rund um die Uhr ein Notruf-Telefon für schwangere Frauen mit der Rufnummer 0800/60 500 40. Auf Wunsch stellt das Netzwerk Kontakte zur evangelischen Adoptionsvermittlungsstelle her.

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