Mo, 15.03.2010Niedersächsische Kirchen wollen bis 2012 weiter über Zukunft beraten

Hannover (epd). In Niedersachsen geht die Debatte über eine Reform der Kirchenstrukturen weiter. Die fünf evangelischen Kirchen im Land wollen in den nächsten beiden Jahren in einem neuen Ausschuss weiter über ihre künftige Zusammenarbeit beraten. «Die Konföderation hat in der vorliegenden Form keine Zukunft mehr», sagte der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber als Ratsvorsitzender der Konföderation am Sonnabend vor der Synode in Hannover. Das gemeinsame Kirchenparlament der fünf Kirchen bedauerte zugleich den Rücktritt der hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann Ende Februar.

   Zur Strukturreform sagte Weber, es sei sowohl nach innen als auch nach außen besser, einen gemeinsamen Beratungsprozess zu führen als nur abzuwarten. Der Bischof hatte vor einem Jahr eine Diskussion über ein Konzept zur Bildung einer gemeinsamen evangelischen Kirche in Niedersachsen angeregt. Es war an der Ablehnung der vier kleineren Kirchen gescheitert. Die konföderierte Synode beschloss einstimmig, den Synoden von Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Schaumburg-Lippe sowie der Evangelisch-reformierten Kirche mit Sitz in Leer den Beratungsprozess zu empfehlen. Wenn diese zustimmen, soll ein Ausschuss gebildet werden, für den jede Kirche drei Mitglieder entsendet. Im März 2012 und spätestens in einer Sondersynode im darauffolgenden Herbst sollen die Ergebnisse vorgelegt werden.

   In dem Beratungsprozess soll unter anderem geklärt werden, wie die fünf Kirchen künftig ihre Vertretung gegenüber der Landesregierung wahrnehmen. Gemeinsame Angelegenheiten von Kirche und Staat seien etwa die Schulen und der Religionsunterricht, der Kirchliche Dienst in Polizei und Zoll und die Evangelische Erwachsenenbildung. Nach Einschätzungen der hannoverschen Landeskirche werden die fünf Kirchen bis zum Jahr 2030 voraussichtlich rund ein Drittel ihrer zusammen vier Millionen Mitglieder verlieren. Ihre Finanzkraft werde sich halbieren.

   In einer Erklärung zeigte sich der Rat der Konföderation «betroffen und traurig» über den Rücktritt von Bischöfin Margot Käßmann. Bischof Weber dankte ihr für ihren engagierten Dienst. Ihre Glaubenszuversicht und ihr klares Urteil in politischen und sozialen Fragen hätten ihr großen Respekt eingetragen. Dies gelte auch für ihren Rücktritt: «Die Art, wie sie mit ihrem Fehlverhalten umgegangen ist, hat gezeigt, dass sie ihr Handeln an den Maßstäben misst, die für ihr bischöfliches Wirken immer bestimmend waren.» Auf diese Weise habe Käßmann Schaden abgewendet, Verantwortung übernommen und Gradlinigkeit bewahrt. In ihren gut zehn Jahren als Landesbischöfin in Hannover gehörte Käßmann dem Rat der Konföderation an und war von Januar 2000 bis Ende 2002 auch turnusmäßige Ratsvorsitzende.

   Bei der Tagung des Kirchenparlamentes wandte sich der Rat auch gegen den häufigen Ausfall des Religionsunterrichtes an den öffentlichen Schulen. «Kinder haben ein Recht auf Religion», sagte Weber Die Auseinandersetzung mit religiösen Erfahrungen und Vorstellungen gehöre zur Persönlichkeitsentwicklung, da die Bibel und die christliche Theologie die westliche Kultur prägten.

   Vor der Synode hob Weber außerdem die neue «Evangelische Zeitung» hervor. Sie erscheint seit Januar in einer Auflage von rund 30.000 Exemplaren als gemeinsame Kirchenzeitung in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg. Daran beteiligt sind die Landeskirchen von Braunschweig, Hannover und Oldenburg. «Es ist ein Zeichen unserer Zusammengehörigkeit in Niedersachsen, dass wir mit einer gemeinsamen Kirchengebietspresse möglichst viele Menschen erreichen wollen», betonte der Ratsvorsitzende.

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