Mo, 21.11.2011Niedersächsische Kirchen beraten weiter über ihre künftige Zusammenarbeit

Einheitlich auftreten und doch eigenständig bleiben. Die fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen suchen nach Wegen für ihre Zukunft. Seit 1971 arbeiten sie in einer Konföderation zusammen und wollen das Miteinander vertiefen. Unklar ist aber wie.

Braunschweig/Oldenburg/Emden (epd). Die fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen beraten weiter über ihre künftige Zusammenarbeit. Die Parlamente der vier kleineren Kirchen diskutierten bis zum Wochenende den Bericht eines Ausschusses der Konföderation, der ein deutlich engeres Zusammenrücken und die Gründung einer Evangelischen Kirche in Niedersachsen empfiehlt. Als letzte wird sich die hannoversche Landessynode bei ihrer am Dienstag beginnenden Tagung damit befassen.
Das Echo reicht von Zustimmung bis zu großer Skepsis.

   Seit 1971 arbeiten die fünf Kirchen von Braunschweig, Hannover, Oldenburg, Schaumburg-Lippe und die reformierte Kirche in einer Konföderation zusammen. Vor zwei Jahren war der Versuch, eine einheitliche Kirche in Niedersachsen auf den Weg zu bringen, am Widerstand der kleineren Kirchen gescheitert. Nur die hannoversche Kirche, die drei Viertel des Landes umfasst und knapp drei Millionen Mitglieder zählt, votierte für einen Zusammenschluss.

   Der Schleswiger Bischof Gerhard Ulrich moderiert die Ausschuss-Gespräche über die Zukunft der Konföderation. Er schlägt vor, dass die Kirchen zwar weitgehend eigenständig bleiben, aber zugleich in einer neuen gemeinsamen Evangelischen Kirche in Niedersachsen so viele Aufgaben wie möglich zusammen wahrnehmen. Die Kirchen sollen sich in einer Föderation zusammenschließen. So sollen nach dem Konzept eine verlässliche Verbindlichkeit und eine straffe Organisation hergestellt werden und zugleich die regionalen Identitäten erhalten bleiben.

   Die braunschweigische Kirchenregierung sieht darin Positives. Ein Zusammenrücken werde den Protestantismus in Niedersachsen stärken, sagte Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer auf der Tagung der Landessynode am Sonnabend in Goslar. Die Eigenständigkeit der Landeskirche Braunschweig mit ihren rund 380.000 Mitgliedern sieht er dabei erhalten. Durch einen eigenen Landesbischof, eine eigene Landessynode, eigenständige Finanzverwaltung und Personalhoheit bleibe sie regionale Identifikationsgröße.

   Die Synode der mit 61.000 Mitgliedern kleinsten Landeskirche Schaumburg-Lippe begrüßte in einer am Sonnabend veröffentlichten Erklärung, dass die Eigenständigkeit der Kirchen in ihrer konfessionellen und regionalen Prägung erhalten bleiben solle. Die Gespräche sollten weitergeführt werden, denn eine institutionelle Reform der Konföderation und eine effizientere Zusammenarbeit seien nötig.

   Das Kirchenparlament der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg betrachtet dagegen die Vorschläge mit großer Skepsis. Bischof Jan Janssen sagte am Freitag, die hannoversche Landeskirche wolle den Weg einer Fusion gehen, die kleineren Kirchen jedoch nur ihre Zusammenarbeit vertiefen. Die die oldenburgische Kirche wolle ihre Eigenständigkeit bewahren. Sie sei eng mit der Basis in den Gemeinden und der Region verbunden. Zu der Kirche gehören rund 447.000 Mitglieder.

   Auch die Evangelisch-reformierte Kirche votierte gegen eine gemeinsame evangelische Kirche in Niedersachsen. «Wir müssen eigenständig bleiben, sonst kriegen wir eine Zusammenarbeit nicht hin», sagte Vizepräsident Johann Weusmann. Die bestehende Konföderation solle künftig effizienter gestaltet werden, beschloss das reformierte Kirchenparlament am Freitag in Emden.

   Als reformierte Kirche sei es schwierig, mit den lutherischen Landeskirchen eine gemeinsame Kirche zu bilden, sagte Weusmann. «Wir sind eine Gemeindekirche, die von unten organisiert ist.» Daher sei die reformierte Kirchenordnung nur schwer mit der lutherischen vereinbar. Die reformierte Kirche beruft sich vor allem auf den Schweizer Reformator Johannes Calvin (1509-1564).

   Sie hat auch deshalb eine Sonderrolle, weil ihr Kirchengebiet mit 188.000 Mitgliedern in 142 Gemeinden weit über Niedersachsen hinausgeht. Nach den Ausschuss-Vorschlägen sollte sie in einer Evangelischen Kirche in Niedersachsen deshalb ebenfalls einen eigenen Status bekommen und durch einen Assoziierungsvertrag angebunden werden.
Karen Miether (epd)


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