So, 25.12.2011Niedersächsische Bischöfe rufen an Weihnachten zu Frieden und Gerechtigkeit auf

Hannover/Bremen (epd). Die Bischöfe und kirchlichen Repräsentanten in Niedersachsen und Bremen haben an Heiligabend zu Frieden und sozialer Gerechtigkeit aufgerufen. Der evangelische Landesbischof Ralf Meister stellte in seiner Predigt in Hannover die Hoffnung als eine zentrale Botschaft von Weihnachten heraus. «Wer in diesen Stunden nicht an das Unmögliche glaubt, glaubt bald an gar nichts mehr oder höchstens noch an sich selbst.» Viele Menschen seien verunsichert, und Wellen von Sorgen gingen durch das Land. Gerade deshalb sei die Sehnsucht nach Frieden an Weihnachten so stark. Angesichts von Hunger, Kriegen, Armut und Folter müsse sich die Hoffnung auf eine bessere Welt auf Gott stützen.

Der braunschweigische Landesbischof Friedrich Weber setzte sich in einem Fernsehgottesdienst an Heiligabend in Wolfenbüttel für eine humanere Flüchtlingspolitik ein. Gott sei auch bei denen, «die bei Nacht und Nebel abgeschoben» würden. «Wo bleibt die Barmherzigkeit, das Erbarmen?», kritisierte der Landesbischof. Als Ratsvorsitzender der evangelischen Kirchen in Niedersachsen hatte sich Weber im zu Ende gehenden Jahr wiederholt für Flüchtlinge eingesetzt, die in ihre Herkunftsländer abgeschoben werden sollten.

Auch der Hildesheimer katholische Bischof Norbert Trelle rief zurSolidarität mit Flüchtlingen auf. «Bis in unsere Tage ist Flucht das Schicksal von Millionen Menschen.» Doch vielen von ihnen werde es unerträglich schwer gemacht, in dem Land bleiben zu können, das sie nach oft großen Strapazen erreicht hätten. «Leider gilt dies in einem schmerzlichen Ausmaß auch für unser Land, und oft scheint überstrapazierter Legalismus den Sieg über menschliche Barmherzigkeit davonzutragen», betonte der Bischof in der Hildesheimer Basilika St. Godehard.

Der leitende Bremer Theologe Renke Brahms ermutigte zum Kampf gegen Ungerechtigkeit. «Alle Ungerechtigkeit und alle Konflikte sind von Menschen gemacht, Menschen können sie auch verändern», sagte er am ersten Weihnachtstag in der Bremer Kirche Unser Lieben Frauen. «Der arabische Frühling ist trotz aller Konflikte ein Hoffnungszeichen dafür», betonte Brahms, der auch Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Die Weihnachtsbotschaft sei eine Kraftquelle, um etwas im persönlichen Umfeld und in der Gesellschaft zu verändern. «Das Kind in der Krippe ist das Hoffnungszeichen, dass aus dem Kleinen letztlich das Heil für uns und diese Welt kommt.»

Der Oldenburger Bischof Jan Janssen mahnte mehr soziale Gerechtigkeit an. Die Bibel spreche von Gottes Kritik an der menschlichen Habgier: «Ganz aktuell gegen die Schere zwischen Arm und Reich heute, hier bei uns und weltweit», sagte Janssen in einer Christmette um Mitternacht in der Oldenburger evangelischen Lambertikirche. Über Krieg und Frieden entschieden heute nicht mehr nur die politischen, sondern auch die wirtschaftlichen Mächte. Gottes gerechtes Reich könne aber schon im Kleinen mit Nächstenliebe und Gastfreundschaft beginnen.

Der schaumburg-lippische Landesbischof Karl Hinrich Manzke wandte sich gegen wirtschaftliche Gier. «Wir haben erlebt, dass scheinbar grenzenlose Profitgier ganze Staaten in ihren Wirtschaftsordnungen gefährden kann», sagte er in einer Christmette an Heiligabend in der Stadtkirche in Bückeburg im Rückblick auf 2011. «Der ach so freie Markt, der sich angeblich selbst reguliert, hat in eine grandiose Unfreiheit geführt.» Die Weihnachtsgeschichte mit dem Kind im Stall mache demgegenüber deutlich, dass das menschliche Leben begrenzt.

Der evangelisch-reformierte Kirchenpräsident Jann Schmidt nahm den weltweiten Frieden in den Blick. «Frieden meint mehr als ein Schweigen der Waffen», sagte er in der im ostfriesischen Mitling-Mark bei Papenburg. Frieden brauche immer auch Gerechtigkeit zwischen Menschen und Völkern, Arm und Reich. «Und dagegen steht immer noch unser Egoismus.» In der Nacht von Bethlehem seien die ersten Schritte zum Frieden gemacht worden, unterstrich Schmidt: «Mit der Geburt des Sohnes Gottes ist Versöhnung möglich geworden.»

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